Was sind die Gründe für die Suche nach authentischeren, an Wahrhaftigkeit orientierten Bildern? Welche unterschiedlichen Strategien gibt es, mit denen Künstler und Kritiker vermeintliche Wahrheit in den Kunstwerken zu legitimieren versuchten? Die Suche nach Wahrhaftigkeit manifestiert sich formal auf unterschiedlichste Weise: durch die Einführung neuer, bis dahin unbekannter Bildelemente, durch irritierende Kompositionen, durch den Bezug auf bestimmte Kontexte oder das Implementieren neuer medialer Strukturen. Auch Rekurse auf Literatur und Presse oder auf theologische und wissenschaftliche Diskurse können neue Seh- und Lesegewohnheiten, neue Methoden und Denkweisen integrieren.
Stefanie Muhr Orden de los libros


- 2010
- 2006
Die historische Genremalerei des 19. Jahrhunderts, eine Zwittergattung zwischen Historien- und Genremalerei, hat bis heute keinen eigenen Platz in der Kunst- und Gattungsgeschichte gefunden, obwohl hier ein für die Kulturgeschichte relevanter Umbruch stattfand. Neu war, dass die Maler nicht mehr das seit Jahrhunderten bewährte Ziel verfolgten, überzeitlich gültige Morallehren und Wahrheiten ins Bild zu setzen, sondern der Vergangenheit nun als »Historiker« und »Archäologen« begegneten. Mittels minuziöser Rekonstruktionen und Recherchen sollten vergangene Ereignisse historisch korrekt dargestellt werden. Nur vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum alttestamentarische Figuren nun als »Neandertaler« gemalt oder Schauplätze der Bibel rekonstruiert wurden. Neben der Darstellung dieser Gattung und der Entwicklung ihrer Begriffsgeschichte stehen vor allem die medien- und kulturgeschichtlichen Voraussetzungen sowie Vergleichsmedien wie der historische Roman im Mittelpunkt des Buches.