Liebe und Interkulturalität

Es ist ein Glücksfall, daß Chiellino, ein bedeutender deutschsprachiger Lyriker und Mitbegründer der Gruppe PoLikunst, immer wieder Essays verfasst hat. Diese entstanden in einem kritischen Abstand zu den öffentlichen Diskursen über Multikulturalität und europäische Identität, die vor dem Mauerfall in Deutschland populär waren. Die vorliegende Auswahl überzeugt durch die intellektuelle und ästhetische Autonomie, mit der Chiellino zentrale Fragen zur Gegenwart und Zukunft Deutschlands behandelt. Er untersucht, mit welchen Strategien Einwanderer, insbesondere Schriftsteller, sich für die deutsche Sprache entscheiden und welche Erwartungen Menschen aus verschiedenen Kulturen an interkulturelle Lebenspartnerschaften haben. Zudem fragt er nach der Entstehung eines interkulturellen Gedächtnisses in deutscher Sprache und den Merkmalen eines interkulturellen Romans. Die Essays bieten Einblicke in die Entwicklung eines interkulturellen Lesers und zeigen anhand von Beispielen aus anderen westeuropäischen Literaturen, wie die Bundesrepublik durch Interkulturalität zur europäischen Normalität gelangt. Jeder Essay dieser Sammlung spiegelt die intellektuelle Entwicklung Chiellinos wider und dokumentiert eine authentische Sprachlichkeit.