Entdeckungen

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Annelise Kretschmer (1903-1987) war eine der ersten Frauen in Deutschland, die ein eigenes Fotoatelier eröffnete. Sie stand den männlichen Vertretern der Neuen Sachlichkeit nahe, verfolgte jedoch ein eigenes, weibliches ästhetisches Konzept. Ihre frühen Arbeiten führten zu Erfolgen, und sie war mit ihren Porträts auf bedeutenden Ausstellungen in Paris, Wien und Berlin vertreten. Trotz dieser Erfolge geriet ihr Werk in Vergessenheit, doch nun wird es nach Jahrzehnten wieder der Öffentlichkeit präsentiert. Kretschmer besaß ein besonderes Talent für die Darstellung von Männern und Frauen, und ihre Kinderporträts zeichnen sich durch ein feines Gespür aus, das sie von anderen Fotografien dieser Zeit abhebt. Das Kölner Käthe Kollwitz Museum entdeckt sie neu und zeigt 80 Vintage-Bilder, die das Lebensgefühl von sechs Jahrzehnten vermitteln. Laut dem Fotoexperten Thomas Linden, der die Ausstellung kuratiert hat, war Kretschmer ein Solitär ohne Vorbilder und eigene Schule. 1933 änderte sich ihr Leben, als sie aufgrund ihrer jüdischen Herkunft von den Nazis aus der „Gesellschaft deutscher Lichtbildner“ ausgeschlossen wurde und ihr Atelier unter schwierigen Bedingungen weiterführte. 1944 wurde es durch Bomben zerstört, doch Kretschmer ließ sich nicht unterkriegen und startete 1950 im wiedereröffneten Dortmunder Studio eine zweite Karriere.