An die Nachwelt - Letzte Nachrichten und Zeitzeugnisse von NS-Opfern gegen das Vergessen

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Ein neues γνῶθι σεαυτόν: Geschichte ist das Ergebnis von Politik, und der Holocaust stellt die schrecklichste Möglichkeit dieser Politik dar. Er symbolisiert das Trauma des Endes der Aufklärung, des Fortschritts und des Idealismus. Um den Holocaust zu verstehen, müssen wir die Opfer als Individuen wahrnehmen – Menschen wie wir, die geliebt und berührt wurden. Sie sind unsere Vorfahren, gewaltsam aus dem Leben gerissen. Dieser Perspektivwechsel kann Gedenken in Trauer verwandeln, eine Trauer um das monumentale Erlöschen. Die Erinnerung an die Verbrannten ist wichtig, doch sie verlangt von uns, die Fragmente der Erinnerung zu bewahren – Postkarten, Notizen, die in der Erde verborgen sind. Diese Schnipsel bilden einen Atlas der Individualität, der uns auffordert, die Menschen zu sehen. In der Tradition Emanuel Ringelblums präsentiert das Zentrum für Politische Schönheit eine Dokumentensammlung, die aus zweijähriger Recherchearbeit hervorgegangen ist. Ringelblum glaubte, sein Geheimarchiv könne künftigen Generationen Zugang zum Holocaust ermöglichen. Wir müssen das Böse fürchten lernen, denn es bleibt möglich. Es gibt kein „damals“, nur ein „dort“, einen Ort, an dem der Abgrund klafft. Wenn wir ihn nicht schließen können, müssen wir ihn bewachen. Die Geschichte lehrt uns, die Vorzeichen des Faschismus frühzeitig zu erkennen. Gedenken bedeutet lernen, sehen und kämpfen.