Im interdisziplinären Dialog, aus der Sicht der Theologie, der Literatur- und Kunstgeschichte sowie der Soziologie und Geschichte werden in diesem Band die vielfältigen Aspekte weiblicher Religiosität von der Antike bis heute dargestellt. Ziel des Bandes ist es, konkrete Formen von Frauenfrömmigkeit im gesellschaftlichen und kulturhistorischen Wandel zu untersuchen und Veränderungen im älteren Juden- und Christentum, im Laufe des Mittelalters und der frühen Neuzeit bis hin zum Fundamentalismus der Moderne aufzuzeigen.
Anläßlich des 800. Geburtstages der heiligen Elisabeth von Thüringen wurde 2007 in Marburg ein wissenschaftliches Symposion durchgeführt, das Elisabeths karitatives Wirken in den Kontext der großen religiösen Bewegungen jener Zeit stellte. Die Subjektivierung der Frömmigkeit, die von den großen Reformorden ausging, erfasste um 1200 nachhaltig auch die Laiengesellschaft. Vor allem Frauen drängten nach Teilhabe am religiösen Leben und strebten eine möglichst radikale Nachfolge Christi an. Ergriffen vom neuen Ideal der Armut und Askese waren sie bereit, ihre bisherigen sozialen Bindungen aufzugeben und ihre Vorstellung eines christlichen Lebens in karitativer Fürsorge oder – in Abkehr von der Welt – in strenger Klausur und mystischer Selbstsorge zu verwirklichen. Diese neue Spiritualität aus der Sicht verschiedener Fächer – der Theologie, der Geschichts- und Literaturwissenschaften, der Kunstgeschichte wie der Musikwissenschaft – sichtbar zu machen, war Ziel des Symposions, dessen Beiträge in diesem Band erscheinen.
Der Band versammelt aktualisierte Aufsätze der Marburger Mediävistin Christa Bertelsmeier-Kierst, die ein breites Forschungsprofil abdecken. Er beginnt mit Studien zur Literatur- und Überlieferungsgeschichte, die die Entwicklung der volkssprachigen Literatur beleuchten. Bertelsmeier-Kierst analysiert mit philologischer Präzision Handschriften und vergleicht Quellen, wobei sie besonders die Literatur um 1200 und deren kulturellen Kontext in den Fokus nimmt. Ein weiteres zentrales Forschungsfeld ist die volkssprachige Rechtsprosa, die sie unter ikonographischen und überlieferungsgeschichtlichen Aspekten betrachtet. Ihre Aufsätze bieten reichhaltiges Bildmaterial und plädieren für eine intensivere Auseinandersetzung mit der älteren Bildtradition, wobei sie Illustrationen als rechtskräftige Zeichen interpretiert. Ihre präzisen Analysen ermöglichen auch im Bereich der Lyrik eine kritische Revision bestehender Forschungspositionen. Zudem untersucht sie die Rolle von Frauenklöstern in der Buchherstellung und deren Einfluss auf Frömmigkeitsformen und Buchkultur. Ihre Dissertation zur deutschen Boccaccio-Rezeption wird durch spätere Aufsätze erweitert, die diskursive, medien- und sozialgeschichtliche Kontexte einbeziehen. Am Beispiel der Griselda werden epochenübergreifende Transformationen literarischer Figuren betrachtet. Bertelsmeier-Kiersts Beiträge überschreiten Fächergrenzen, hinterfragen die Trennung von Kleriker- und Laienkultu
Zum volkssprachlichen Verschriftlichungsprozeß des Rechts im 13. Jahrhundert
250 páginas
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Der große Wandel in der mittelalterlichen Rechtskultur Der Verschriftlichungsprozeß des Rechts gehört zu den tiefgreifendsten zivilisatorischen Veränderungen des europäischen Mittelalters. In einer über Jahrhunderte auf der Autorität des mündlichen Verfahrens ruhenden Rechtskultur signalisiert die Ausbildung schriftlicher Rechtstraditionen einen entscheidenden Wandel sozialer, politischer und kultureller Prozesse. Diesen Umbruch im deutschsprachigen Raum zwischen 1200 und 1300 sichtbar zu machen, ist Gegenstand des vorliegenden Buches. Nach einer Übersicht über die deutsche Rechtsprosa des 13. Jahrhunderts werden am Beispiel des urbarialen Schriftguts, also den Güter-, Zins- und Lehnsverzeichnissen, sowie den nieder- und oberdeutschen Rechtsspiegeln, dem 'Sachsenspiegel' Eikes von Repgow und dem sog. 'Schwabenspiegel’ die Anfänge einer neuen schriftgestützten Rechtstradition im Kontext medien- wie sozialgeschichtlicher Fragestellungen untersucht.
The book features a collection of essays exploring various aspects of medieval literature and communication. Dennis Green discusses terminology related to listening and reading in the Middle Ages. Christa Bertelsmeier-Kierst offers a cultural context for literature around 1200. Eckart Conrad Lutz examines communication models through the lens of 12th and 13th-century author images. Dorothea Klein analyzes the emergence of vernacular world chronicles up to 1300. Bernd Bastert contrasts Konrad's "Rolandslied" with Stricker's "Karl der Große" regarding their conception and transmission. Gerd Althoff investigates the reality and fictionality of ritual communication forms. Elisabeth Lienert focuses on the interplay of speech and writing in Middle High German heroic epics. Victor Millet discusses the constitution of German heroic epic within a European context. Ricarda Bauschke explores literary play in historical modeling, particularly in Herbort's "Liet von Troye." Peter Kern addresses the reception of "Metamorphosen" in 13th-century German poetry. Paul Gerhard Schmidt surveys Middle Latin romances. Jürgen Wolf looks at the transmission of Arthurian romance in Germany and France. Klaus Ridder examines affectivity and violence in medieval epic. Bernhard Schnell provides an overview of 13th-century German medical literature. Freimut Löser discusses the relationship between the empire, the individual, and religion. Franz-Josef Holzna