Das Trauma der anderen
Zur sekundären Traumatisierung in helfenden Berufen
Zur sekundären Traumatisierung in helfenden Berufen
Gedruckte Ausgabe ISSN 1867-4992, Elektronische Ausgabe ISSN 1867-4984.
Psychische und soziale Folgen nicht intendierter Verletzung oder Tötung anderer
Individuen können ohne eigenes Verschulden oder durch Fahrlässigkeit zu (Mit-)Verursachern von schweren Verletzungen oder Tötungen anderer werden. Wie gehen die Betroffenen mit solchen traumatischen Ereignissen um? Auf welche Weise setzen sie sich mit Schuld und Verantwortung auseinander und wie konfrontiert sie ihre Umwelt damit? Im Fokus dieser empirischen Studie stehen Schuldzuschreibungen, Prozesse der Verantwortungsübernahme, die Begegnung und Kommunikation von Verursachern und Opfern sowie die soziale »Wiederherstellung« der Subjekte und ihrer Beziehungen. Als theoretische Grundlage der Untersuchung dient die Psychotraumatologie. Auf der Basis der dargelegten Fallbeispiele wird die Frage diskutiert, wie Trauma und Schuld ineinandergreifen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden von der Autorin zu einem Konfliktmodell zusammengeführt, das zur Mediation des Konflikts und zu einem sowohl intrapsychischen als auch zwischenmenschlichen Verständnis von Verantwortung beiträgt.
Auswirkungen von primärer und sekundärer Traumaexposition auf kognitive Schemata
Traumata bewirken durch ihre Wucht und fehlende Handlungsalternativen für das Opfer häufig eine radikale Desillusionierung. Von dieser Wucht sind Opfer ebenso betroffen wie Helfer, die häufig sekundäre Formen von Traumatisierung erleiden. Das Miterleben von traumatischen oder katastrophalen Ereignissen, aber auch von Ereignissen, die teilweise unterhalb der sog. Traumaschwelle liegen, gehört zu den tagtäglichen Herausforderungen von Einsatzkräften. Dazu zählen die Bergung von Unfallopfern, schreckliche Bilder von Verletzungen – kurz, der Einsatz-Stress und ebenso die Kumulation mehrerer stressreicher Erfahrungen über einige Zeit hinweg. Einsatzkräfte können grundsätzlich durch Ausbildung, Erfahrung und die Entwicklung von Schutzmechanismen mit sehr vielen dieser Eindrücke und Ereignisse fertig werden. Über das Modell der Salutogenese und durch Ergebnisse der Resilienzforschung, aber auch durch die Erfahrungen von Holocaust-Überlebenden werden individuelle Ansätze sichtbar, die traumatischen Erfahrung zu transformieren und sie als Anstoß zu persönlichem Wachstum zu nutzen. Menschen gelangen häufig zu tieferen Einsichten über das Leben, oder zumindest erscheint ihnen das Leben kostbarer, und neue Prioritäten werden gewählt. Nicht zuletzt kann auch die Einsicht, nicht „unverwundbar“ (v. a. bei Formen sekundärer Traumatisierung) zu sein, dazu beitragen. „. eine geraffte, gut gegliederte und lesbare traumatologische Diskussion“