Carsten Bünger Libros






unbedingte bildung
Perspektiven kritischer Bildungstheorie
Jahrbuch für Pädagogik 2021
Zukunft – Stand jetzt
"Zukunft" zählt zu den zentralen Orientierungspunkten einer sich mit der Aufklärung formierenden Pädagogik. Wie aber kann angesichts der Krisen historischer Fortschrittsannahmen, der Erfahrungen von Kontingenz sowie der zunehmenden Gefährdung menschlicher Lebensgrundlagen ein Begriff von Zukunft als gemeinsam gestaltbarer Möglichkeitsraum gefasst werden?Das Jahrbuch für Pädagogik 2021 analysiert die gegenwärtigen Bedingungen, unter denen sich die Frage nach Zukunft stellt und diskutiert ihre ökologisch-ökonomischen, politischen und pädagogischen Implikationen.
Das Jahrbuch für Pädagogik besteht im Jahre 2022 seit dreißig Jahren. Geschichte war darin von Anfang an ein Schlüsselthema. Es galt, den auch in der Pädagogik starken Bestrebungen einer normalisierenden Dethematisierung des Nationalsozialismus und seiner Nachwirkungen entschieden entgegenzuwirken. In diesem Jahrbuch wird die Rede vom Ende der Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven kritisch diskutiert; beleuchtet werden seitherige gesellschafts- und bildungspolitische Entwicklungen wie auch konkrete pädagogische Auswirkungen.
Obwohl derzeit von einer Konjunktur der Auseinandersetzungen mit dem Leistungsbegriff in der Pädagogik ausgegangen werden kann, scheint nach wie vor ungeklärt, wie seine systematische Stellung zwischen Versprechen, Ideologie und Kampfansage zu konturieren ist. Kaum ein Begriff bringt Legitimationsprinzipien, Ansprüche und Orientierungen bürgerlich moderner Gesellschaften derart zum Ausdruck, wie jener der Leistung – zugleich vereint kaum ein anderer Begriff derart verdichtet affirmierende, distanzierte und kritische Möglichkeiten der Positionierung. Die Beiträge des Bandes stellen ihre Überlegungen in den Kontext der Dynamiken zwischen Anspruch und Scheitern des Leistungsprinzips und tragen so zu seiner systematischen, empirisch analytischen und historisch-genealogischen Klärung und Problematisierung bei.
Die offene Frage der Mündigkeit
Studien zur Politizität der Bildung
Das moderne Bildungsdenken hat mit Bildung die Vorstellung eines freien, reflexiven Verhältnisses zu den natürlichen und gesellschaftlichen Bedingungen des Zusammenlebens verbunden. Ein zentraler Bezugspunkt für diese Vorstellung ist bis heute das ‚mündige Subjekt‘, das sowohl der sozialen Ordnung wie auch sich selbst gegenüber zu kritischer Distanzierung fähig ist. Bildung steht somit in einer konstitutiven Beziehung zum Politischen, die weder in Bildungspolitik noch in politischer Bildung aufgeht. Wie aber ist diese Politizität der Bildung zu denken, wenn ‚Mündigkeit‘ weder als subjektives Vermögen unterstellt noch als erreichbares Resultat hergestellt werden kann und wenn Bildung zudem selbst zu einem Bestandteil gesellschaftlicher Anforderungen geworden ist? Anhand aktueller Denkfiguren von Bildung, Subjektivierung und Politischem diskutiert der Autor diese systematische Problemstellung im Hinblick auf die Möglichkeiten gegenwärtigen Bildungsdenkens. Deutlich wird der Einsatzpunkt einer kritischen Bildungsphilosophie, die sich weder mit funktionalen Entleerungen noch mit normativen Vereindeutigungen von Bildung beruhigt, sondern die Frage nach Mündigkeit offen zu halten sucht.
Bildung der Kontrollgesellschaft
Analyse und Kritik pädagogischer Vereinnahmungen
n den gegenwärtigen Reformprozessen ist Bildung zu einem Instrument für Effizienz, Flexibilität und Integration geworden. Bildungseinrichtungen haben sich immer stärker auf betriebswirtschaftliche Kontrollverfahren eingelassen. Die vorliegenden Beiträge diskutieren neoliberale Vereinnahmungen, die von der Pädagogik selbst betrieben werden, und fragen danach, wo sich Akteur/innen im Bildungswesen diesen Mechanismen entziehen und wo sie sich widersetzen können. Bildung wird in gesellschaftlichen Spannungsfeldern auf dem Hintergrund einer sozialphilosophischen Machtanalyse betrachtet und unter Kritik gestellt. Mit Beiträgen von: Harald Bierbaum, Franz Bockrath, Carsten Bünger, Agnieszka Dzierzbicka, Peter Euler, Yvonne Kehren, Bärbel Kühner, Andrea Liesner, Ralf Mayer, Astrid Messerschmidt, Michael Peters, Roland Reichenbach, Alfred Schirlbauer, Stephan Snyder, Daniel Wrana, Achim Würker, Olga Zitzelsberger.
Heinz-Joachim Heydorn war zweifellos einer der bedeutenden Erziehungswissenschaftler der noch jungen und auf die Bildungsreform der 60er zutreibenden Bundesrepublik. Ohne akademischen Stammbaum, mit vielen heterogen scheinenden Quellen passte sein Denken und Schreiben nicht in den Mainstream. Er irritierte als bekennender Linker, der das in Verruf geratene Gymnasium verteidigte. Er verlangte nach der Einheitsschule und trug die vielleicht beißendste Kritik an der real eingeführten Gesamtschule vor. Er war ein Bildungshistoriker, der die vergrabenen Emanzipationskämpfe der Pädagogik wieder ans Tageslicht brachte. Er geißelte die oft heillose Politiknähe ebenso wie die Politikferne der Pädagogik und brachte damit die Vertreter der Systempflege und des Akademismus gegen sich auf. Beim Übergang von der Pädagogik zur Erziehungswissenschaft und sozialwissenschaftlichen Schreibweise kultivierte er einen literarisch philosophischen Stil, mit dem er versuchte, mit jedem Satz aufs Ganze zu gehen. Heute, mehr als 30 Jahre nach seinem akademischen und publizistischen Wirken, beweist Heydorn sich als ein Klassiker, dessen ungeheure Aktualität nach Wiederaneignung verlangt. Der Band gibt dafür wertvolle Orientierung und bietet verschiedene Zugänge zur Auseinandersetzung mit Heydorns Schriften.