Ist die Kunst frei? Wo liegen die Grenzen dieser Freiheit? Was bedeuten Schlagworte wie 'ästhetische Autonomie' bzw. 'Autonomieästhetik', die derzeit etwa in den Debatten um die so genannte 'Cancel culture' diskutiert werden? Das Buch sucht Antworten auf solche Fragen, indem es Ursprung und Geschichte des Konzepts 'ästhetische Autonomie' untersucht. Gezeigt wird, wie sich um 1800 aus vormodernen Einzelmotiven ein locker zusammenhängender Diskurs ausbildet, der sowohl 'autologische' (Genie, Werk, Form) als auch 'heterologische' Aspekte (Funktionen der Kunst) umfasst. Unter dem Eindruck des Freiheitsbegriffs formieren sich die seit der Antike bekannten Motive zu einer 'ästhetischen Reflexionsfigur', die erst im polemischen Rückblick - v.a. in der Kritischen Theorie (Adorno) - als systematische 'Autonomieästhetik' erscheint. Die Studie unternimmt auf der Grundlage des praxeologischen Ansatzes des SFB 1391 ('Andere Ästhetik') den ersten Versuch, das Konzept 'ästhetische Autonomie' historisch wie systematisch umfassend zu bestimmen. Mit ihrem interdisziplinären Ansatz wendet sie sich an Forschende in den historischen Philologien sowie in Kunst- und Musikwissenschaften, aber auch an eine interessierte Medienöffentlichkeit.
Jörg Robert Libros


Vor der Klassik
Die Ästhetik Schillers zwischen Karlsschule und Kant-Rezeption
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Die Ästhetik Friedrich Schillers nimmt im Horizont einer Literatur- und Ideengeschichte der 'Sattelzeit' vor und um 1800 eine zentrale Stellung ein. Die vorliegende Studie widmet sich diesem Werkkomplex in einer neuen Perspektive. Sie setzt nicht bei den großen Essays der 1790er Jahre ( Über Anmut und Würde , Über naive und sentimentalische Dichtung usw.) an, sondern bei den Arbeiten des frühen und mittleren Schiller 'vor der Klassik' also. Im Durchgang durch zentrale Texte und Werkkomplexe dieser Periode (medizinische und anthropologische Schriften, Lyrik, Geisterseher , Geschichtsschreibung und Geschichtsphilosophie, Bürger-Rezension, Kalliasbriefe u.a.) fragt sie nach der Genealogie der klassischen Ästhetik jenseits des Kant-Erlebnisses. Die diskurs- und ideengeschichtliche Rekonstruktion dieser Vorgeschichte legt die frühen, oft verdeckten Anknüpfungspunkte späterer Themen und Begriffe (Schein, Spiel, Mitteilung) offen, zeigt Kontinuitäten des Schiller'schen Denkens ( commercium -Problematik, Gedanke einer ästhetischen Erziehung, Macht und Kunst) und markiert die wichtigsten Linien, die Schillers Proto-Ästhetik mit Themen der 1790er Jahre und mit den poetischen Werken der klassischen Phase (bis 1805) verbinden.