Von der Renaissance und der Reformation bis zum Ende der Glaubenskämpfe
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Der erste Band des Handbuchs beleuchtet die Frühe Neuzeit, insbesondere die Renaissance, den Humanismus sowie die Reformation und Gegenreformation. Er analysiert, wie diese Epoche die Grundlagen für die Disziplinierung und Mentalitätsbildung der Neuzeit legte. Zudem wird dargestellt, wie verschiedene Institutionen wie Familien, Kirchen, Schulen und Universitäten auf diese Veränderungen reagierten und zur Ausbildung und Bildung der Gesellschaft beitrugen.
Im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit wurde mit der Gründung von Universitäten und Schulen ein Ausbildungsverbund geschaffen, der für die Moderne prägend werden sollte. Rolle, Bedeutung und Verständnis beider Bildungsanstalten, Zugangsvoraussetzungen und Lehre stellt Notker Hammerstein ebenso dar wie Wirkung und Einfluss von Humanismus, Reformation und "Zweiter Reformation" auf Wissenschaft und Lehre. Trotz des Konfessionalismus erblühte um 1600 die Wissenschafts- und Universitätswelt. Der Dreißigjährige Krieg markierte zwar einen Einbruch im Bildungswesen, doch erwuchsen bereits während des Krieges neue wissenschaftliche Positionen, die auf die spätere frühaufklärerische Wiederbelebung der Universitäten verweisen. Im Forschungsteil diskutiert der Autor die Bildungs- und Wissenschaftsgeschichte und verdeutlicht, dass in den letzten Jahrzehnten die Bildungsbemühungen der Frühen Neuzeit viel positiver beurteilt werden als in der Zeit davor.
Dieser Band versammelt ausgewählte Aufsätze von Notker Hammerstein zur Bildungs-, Wissenschafts- und Universitätsgeschichte im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation: in dem ganzen Zeitraum vom Humanismus bis zum Neuhumanismus, mit besonderer Berücksichtigung der Aufklärungsepoche und der in sie fallenden Neuerungen institutioneller und inhaltlicher Art, immer im Zusammenhang mit der allgemeinen Geschichte. Es ist das Forschungsgebiet, auf dem der Autor wissenschaftlich zuerst hervorgetreten ist, das er durch seine Arbeiten geradezu mitbegründet hat und auf dem er bis heute eine maßgebliche Rolle spielt. Die hier wiederabgedruckten Beiträge sind nur ein Ausschnitt aus einer Fülle von Artikeln, die Hammerstein, neben und nach seinen großen Büchern über »Jus und Historie« (1972) und »Aufklärung und katholisches Reich« (1977), in fast ununterbrochener Reihe veröffentlicht hat: durchweg Abhandlungen von hohem spezifischem Gewicht, ohne die der gegenwärtige Forschungsstand nicht zu denken ist. Unsere Auswahl bietet Texte allgemeineren Inhalts: Überblicke, Gesamtwürdigungen und Zusammenfassungen, die ein eindrucksvolles Panorama frühneuzeitlicher Kultur- und Geistesgeschichte ergeben. Die Aufsätze sind dabei in eine Abfolge gebracht, die nicht von einer nachträglichen thematischen Systematisierung, sondern von der Entstehungszeit bestimmt ist. Auf diese Weise wird der immanente Erkenntnisprozeß, das sich fortgesetzt erweiternde und differenzierende Problembewußtsein des Autors sichtbar: eine Sukzession von Erkenntnisinteressen und Forschungsergebnissen, die sich Zug um Zug zu einem konkreten Ganzen zusammenfügen. Der Sammelband macht nicht nur bisher vielerorts zerstreute, zuweilen auch an entlegener Stelle publizierte Arbeiten wiederum bequem zugänglich; er läßt sich auch wie eine Monographie lesen, die über die bloße Summierung von Teilen hinausgeht, und soll damit die Forschung neuerlich befruchten. Der Band erscheint aus Anlaß des 70. Geburtstages von Notker Hammerstein und richtet sich an jene, denen, hier wie anderswo, an kompetenter Belehrung und an klarem historischem Denken gelegen ist.
International ausgewiesene Fachleute hinterfragen kritisch die Endphase des Humanismus nach seinem prinzipiellen Charakter und Gehalt. »Humanismus« gehört zu den wichtigsten Leitbegriffen der modernen Kulturgeschichtsschreibung. Als elitäre Bildungsbewegung, die die klassische Antike historisch rekonstruierte, um sie der Gegenwart als Muster praktischer Lebenskunst empfehlen zu können, entstand er bald nach 1300 in Italien und erlebte während der beiden folgenden Jahrhunderte in ganz Europa einen beispiellosen Erfolg. Diese Frühphase und die Blütezeit des Humanismus sind häufig beschrieben worden. Nie hingegen wurde systematisch die Frage gestellt, wann der Humanismus endete. Schon um 1520 mit Beginn der Reformation? Im Zuge der Glaubensspaltung und »Konfessionalisierung« Ende des 16. Jahrhunderts? Oder erst mit Beginn der Aufklärung und ihres neuen, technischen Vernunftbegriffs? Oder dauerten humanistische Ideen und Ideale, je zeitgemäß transformiert, aber fest verankert in Schulen, Universitäten und adliger Standeskultur, sogar bis zum »Neuhumanismus« des 19. Jahrhunderts fort? Die 15 Beiträge dieses Bandes - verfaßt von international ausgewiesenen Historikern, Kunsthistorikern und Literaturwissenschaftlern - stellen die Frage nach der Endphase des Humanismus als Frage nach seinem prinzipiellen Charakter und Gehalt. Sie untersuchen Formen, Orte, soziale Milieus und politisch-konfessionelle Kontexte, in denen »humanistische« Haltungen und Diskurse gepflegt wurden, um von dieser neuen Perspektive aus das Phänomen »Humanismus« im Ganzen kritisch zu revidieren. Inhaltsverzeichnis: * Notker Hammerstein: Einleitung * Maximilian Lanzinner: Das römisch-deutsche Reich um 1600 * Nicolette Mout: »Dieser einzige Wiener Hof von Dir hat mehr Gelehrte als ganze Reiche anderer«: Späthumanismus am Kaiserhof in der Zeit Maximilians II. und Rudolfs II. (1564-1612) * Dieter Mertens: Hofkultur in Heidelberg und Stuttgart um 1600 * Alois Schmid: Von der Reichsgeschichte zur Dynastiegeschichte. Aspekte und Probleme der Hofhistoriographie Maximilians I. von Bayern * Gerrit Walther: Humanismus und Konfession * Fidel Rädle: Gegenreformatorischer Humanismus: Die Schul- und Theaterkultur der Jesuiten * Aleida Assmann: Späthumanismus im Zeitalter der Konfessionalisierung: John Milton und Thomas Browne * Ulrich Muhlack: Der Tacitismus - ein späthumanistisches Phänomen? * Conrad Wiedemann: Fortifikation des Geistes. Lipsius, der Cento und die prudentia civilis * Antje Stannek: Peregrinemur non ut aranae sed ut apes. Auslandserfahrung im Kontext adliger Standeserziehung an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert * Ian Maclean: Humanismus und Späthumanismus im Spiegel der juristischen und medizinischen Fächer * Klaus Reichert: Von der Wissenschaft zur Magie: John Dee * Andreas Tönnesmann: Gab es eine späthumanistische Kunst? Zur Skulpturenausstattung der Piazza della Signoria in Florenz * Andreas Beyer: Späthumanismus. Zu Aspekten des Fortlebens der Kunst nach dem Ende der Renaissance
Anhand zahlreicher Fallbeispiele beleuchtet der Autor - Professor für Neuere Geschichte in Frankfurt am Main - akademische Strategien der Ausgrenzung andersdenkender Minderheiten, gefürchteter neuer Eliten und unerwünschter Innovation. Er versucht damit eine Antwort auf die Frage zu geben, wie der Antisemitismus in jener Institution Fuß fassen konnte, die weltweit als Muster wissenschaftlicher Kultur galt.
Mit Kurt Riezler (1882-1955) im Amt des Kurators (1928 bis 1933) erlebte die Frankfurter Universität eine intellektuelle Blüte. Souverän und weltgewandt verfolgte er das Ziel, Frankfurt zu einem Zentrum der deutschen Universitätskultur zu machen. Herausragende Gelehrte wie Paul Tillich, Max Wertheimer oder Ernst Kantorowicz konnten dank Riezlers Engagement berufen werden.