Der Foucault-Ismus
Analyse und Kritik einiger seiner zentralen Lehren
Analyse und Kritik einiger seiner zentralen Lehren
Ökonomie, Lebensweise und Nachhaltigkeit
Viele schätzen die hohe wirtschaftliche Leistungskraft und die Vielfalt von Möglichkeiten zur »Selbstverwirklichung« in den führenden westlichen Nationen. Lebensqualität ist damit jedoch nicht identisch. An diesem Unterschied setzt Meinhard Creydt an. Er analysiert, welche Art von Reichtum sich in der kapitalistischen Marktwirtschaft bilden kann. Deren strukturelle Vorgaben formen auch unsere Lebensweise und Subjektivität, die sich deshalb auf eigene, aber nicht minder problematische Weise entwickelt. Creydts Argumentation gibt neue Impulse. Das betrifft auch zentrale Fragen der Nachhaltigkeitsdiskussion: Was sind die objektiven Ursachen für die ökologische Krise? Welche Mentalitäten und Ideologien fördern sie? Warum kann sich Nachhaltigkeit so wenig durchsetzen? In der Debatte über Ökonomie, Lebensqualität und Nachhaltigkeit sind bestimmte Missverständnisse weit verbreitet. Der Band arbeitet sie durch. Seine These: Ohne grundlegende Veränderung des Verständnisses vom »guten Leben« kann es keine gesellschaftliche Umgestaltung geben.
Erfahrungen, Analysen, Vorschläge
Realitätstüchtigen Antworten auf die Frage, wie eine Gesellschaft ohne Kapitalismus aussehen kann und soll. 45 unbequeme Fragen sind es, die Creydt herausarbeitet und mit denen er dem Suchprozess nach einer grundlegenden gesellschaftlichen Alternative auf den Zahn fühlt. Alles, was als anstrebenswerte Realutopie antritt, kommt auf den Prüfstand: Wie vermögen solche Konzepte mit den mannigfaltigen Komplexitäten des sozialen Lebens in modernen Gesellschaften umzugehen? Wie entgehen sie der Regression in unterkomplexe Patentrezepte? Der Band fragt nicht naiv nach einer nachkapitalistischen Zukunft, sondern verarbeitet die Erfahrungen mit zu harmlosen Reformkonzepten und totalitären Abwegen. Der Band wendet sich an alle, die Tamara („There are many and real alternatives“) Tina („There is no alternative“) vorziehen. Er bietet allen eine Argumentationsgrundlage an, die bislang nur m e i n e n, „eine andere Welt sei möglich“. Der Band stellt die am weitesten entwickelten Positionen im Suchprozess nach den nachkapitalistischen Lebensweisen, Strukturen und Institutionen in ihrem Zusammenhang dar. Creydts Überlegungen kulminieren in der Analyse von ‚Praxis’ als Leitbild der nachkapitalistischen Gesellschaft.
Bürgerliche Materialisten beziehen sich auf »ihren« Arbeitsplatz, auf den Erfolg »ihres« Betriebs, auf die Rendite ihrer Geldanlage sowie auf das Florieren »unserer« Wirtschaft als Bedingung dafür, ihre Interessen realisieren zu können. Zugleich halten sich die Bürger moderner kapitalistischer Gesellschaften eine Autonomie gegenüber der Interessenpolitik zugute, wenn sie politisieren, an die Vernunft glauben oder den Selbstzweck (z.B. der Menschenwürde) achten. Die spannungsreiche Einheit beider »Seelen« in der Brust des modernen Bürgers ist das Thema dieses Bandes. Viele kapitalismuskritische Argumentationen (z.B. der Zeitschrift »Gegenstandpunkt«) bewegen sich zu ihrem Schaden unbewusst innerhalb dieses Dualismus. Der Band vertieft die Erkenntnis seiner Problematik durch die Aufmerksamkeit für linke Denkfallen. Der Autor: Meinhard Creydt, geb. 1957, Soziologe, Psychologe, veröffentlichte u.a.: »Wie der Kapitalismus unnötig werden kann« (Münster 2014).
Wer nach Alternativen zum Kapitalismus sucht, braucht ein Denken, das drei dicht miteinander verwobene Themen durchdrungen hat: 1) Szenario der innergesellschaftlichen Widersprüche, sozialen Kräfte und Bewusstseinsveränderungen, die in eine umfassende Gesellschaftsveränderung einmünden können, 2) Konzepte von Strukturen der nachkapitalistischen Gesellschaft, die der Komplexität moderner Gesellschaften gewachsen sind, 3) Paradigma der nachbürgerlichen Lebensweise.
Die vielfältigen, hier in ihrem Gefüge analysierten Schwierigkeiten, Gesellschaft zu gestalten, blockieren die Bearbeitung zentraler sozialer Probleme. Gleichzeitig werden bestehende konstitutive Strukturen und Werte idealisiert. Das Gestalten von Gesellschaft - im Unterschied zum Bedienen und Ausnutzen von „Sachzwängen“ sowie zur komplementären Entfaltung von Subjektivität - erscheint als ebenso unnötig wie unmöglich. Die damit verbundene gesellschaftliche Müdigkeit und das sie nährende Wechselspiel zwischen Utopismus und Gestaltungspessimismus bilden das Thema dieses Buches.