In vielen Diktaturen – im nationalsozialistischen Deutschland ebenso wie in der Sowjetunion – wurden regelmäßig Wahlen und Referenden abgehalten. Solche scheindemokratischen Wahlen waren nicht nur Mittel der Propaganda. Sie hatten, so zeigen die Beiträge dieses Bandes, durchaus eine Bedeutung für die Funktionsweise diktatorischer Herrschaft im 20. Jahrhundert.
»Wäre es nach der ostdeutschen Wissenschaftselite gegangen – das SED-Regime wäre im Herbst 1989 wohl nicht zusammengestürzt.« Die Hochschullehrerschaft zeigt sich am Ende der DDR-Geschichte als loyale Dienstklasse des Regimes – staatstragend, stillhaltend und keineswegs revolutionär. Dabei war die SED-Führung 1945/46 an den Universitäten noch auf ganz andere Professoren gestoßen: politisch der Linken fernstehend, mit bildungsbürgerlichem Hintergrund, elitärem Selbstbild und hohem Prestige. Wie konnte sich bis zum Ende der sechziger Jahre diese Transformation von der bürgerlichen Bildungselite zur sozialistischen »Intelligenz« vollziehen? Es gelang der SED-Führung in weiten Teilen, das Professorat auszutauschen oder in die Parteidisziplin einzubinden, den Berufszugang mit politischen Kriterien aufzuladen und die Hochschullehre selbst zu ideologisieren. Andererseits blieben bestimmte Elemente des tradierten Hochschul- und Wissenschaftssystems erhalten, nicht zuletzt die informellen Machtstrukturen der Ordinarienuniversität. Die kommunistische Transformation an den ostdeutschen Universitäten gelang, das Ideal kommunistischer Hochschulpolitik – die Weitergabe von Wissen ohne Bindung an die alte Ordinarienuniversität – blieb dagegen unerreicht.
Anders als es ein verbreiteter wirtschaftswissenschaftlicher Modellplatonismus behauptet, ist »Konkurrenz« kein naturwüchsiger Ausdruck individueller Nutzenmaximierung. Wie Menschen um knappe Güter konkurrieren – sei es Geld, Macht, Prestige oder auch die Anerkennung wissenschaftlicher Wahrheiten – und ob dieser Wettbewerb als fair und legitim akzeptiert wird, hängt vielmehr von vielfältigen kulturellen Voraussetzungen, institutionellen Arrangements und sozialen Praktiken ab. An ausgewählten Beispielen der europäischen Geschichte untersuchen die Autoren den Wandel der Praxis, der Rechtfertigung und der sozialen Wirkung von Konkurrenz und Wettbewerb; sie geben der Gegenwartskontroverse um die Entfesselung der Konkurrenz in der globalisierten Welt damit die nötige historische Tiefendimension.
Aus begriffs-, kultur- und sozialhistorischer Perspektive erörtert der Band anhand von Fallstudien zur europäischen und amerikanischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts Wertebasis und Widersprüche, Krisen und Entwicklungsdynamik der Zivilgesellschaft.