Schwule Männer aus der Unterschicht

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Die westeuropäische und nordamerikanische Wissenschaft hat ein Bild von schwulen Männern und ihrer Sexualität geschaffen, das vor allem gut ausgebildete, beruflich integrierte Mittelschichtsschwule in den Metropolen betrifft. Lebensentwürfe und sexuelle Lebensstile von schwulen Arbeitern oder sozial benachteiligten Männern sind weitgehend unbekannt. Ulrich Biechele präsentiert in diesem Band Interviews mit sozial oder kulturell benachteiligten Schwulen in Bayern. Die Ergebnisse zeigen, dass viele dieser Männer eine größere Distanz zu den mittelschichtsdominierten Netzwerken der "gay community" haben und oft nur ein reduziertes Maß an Selbstakzeptanz entwickeln. Diese soziale Isolierung, zusammen mit schichtbedingten Defiziten im Gesundheitsverhalten und kulturellen Benachteiligungen, führt zu einer erhöhten Vulnerabilität bezüglich HIV und Aids. Biechele analysiert diese Faktoren und deren Konsequenzen für die zukünftige HIV-Prävention bei schwulen Männern aus unteren Schichten. Die Studie ist gut lesbar und bietet neue Perspektiven für den gesamten deutschen Sprachraum. Ihre Lektüre wird allen empfohlen, die in der Aids-Prävention tätig sind.