Missouri

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„Brokeback Mountain“ hat mit seiner Mischung aus hartem Männerleben und schwuler Liebesgeschichte ein Millionenpublikum berührt. Deutsche Leser wissen seit Karl May, welche erotischen Stimmungen nächtliche Ritte zu zweit hervorrufen können. Christine Wunnicke knüpft mit ihrer Erzählung „Missouri“ an diesen deutschen Blick auf den Wilden Westen an. Im 19. Jahrhundert reisen der englische Dichter Douglas Fortescue und sein Bruder Jeremy mit der Postkutsche in ein neues Leben. Plötzlich wird die Kutsche überfallen, und Fortescue wird von einer Räuberbande entführt. Die Geschichte entfaltet sich, als der überfeinerte Dichter und sein wortkarger Entführer Joshua Jenkyns sich bei Grillfleisch und Kugelngießen millimeterweise näherkommen. Sie lernen Berührungen kennen, von denen sie zuvor nichts wussten, und Wunnicke verwandelt dies in eine romantische Liebesgeschichte. Mit subtilen Andeutungen erschafft sie im Kopf des Lesers eine sprachlose Erkundungsreise in die Welt der Gefühle, deren Intensität aus dem Ungesagten speist. „Missouri“ ist ein kleiner Schatz aus Wunnickes frühem Werk, entstanden in den 90er Jahren und in leicht veränderter Form Teil ihres ersten Romans „Fortescues Fabrik“ (Knaus 1998). Es ist eine Freude, dieses Kabinettstück nun in überarbeiteter Form zu veröffentlichen.