Das Künstlerbuch Claudia Märzendorfer. here’s to you liefert in drei Abschnitten einen umfassenden Überblick über die Arbeit der Künstlerin. Texte der österreichischen Schriftstellerln Olga Flor gehen jeweils einem neuen Kapitel voraus und öffnen eine Art assoziativen Raum. Im Werkverzeichnis/Catalogue Raisonne mit einem einleitenden Essay von Andreas Spiegl gibt die Künstlerin im Gespräch mit der Ö1-Redakteurin Susanna Niedermayr interessante Einblicke in ihre Denk- und Arbeitsweise und bietet damit ein vertiefendes Verständnis für ihr Werk. Im 2. Teil werden auf 128 Seiten Ausgewähte Arbeiten mit einer Reihe von Abbildungen sowie Begleittexten von KuratorInnen, KünstlerInnen und MusikerInnen vorgestellt. Die Zeichnungen der Künstlerin bilden schließlich den dritten Abschnitt des Buchs. Interview mit Claudia Märzendorfer von Susanna Niedermayr Texte von: Ruth Cerha, Olga Flor, Bill Drummand, Nik Hummer, Annea Lockwood, Gustav Schörghofer, Jeanette Pacher, Heimo Zobernig;
Claudia Märzendorfer Libros



Farbig leuchtende Wäsche auf der Leine, die tropft, nicht weil sie trocknet, sondern weil sie schmilzt – bis nur noch das Wasser am Boden an die aufwendige Skulptur erinnert. Die Bildhauerin Claudia Märzendorfer bildet nicht für die Ewigkeit, sondern für die Vergänglichkeit. Ihr Material ist Eis, das sie so sorgfältig bearbeitet wie kostbaren Marmor, um das entstandene Objekt vom Augenblick der Installation im Ausstellungsraum an seinem irreversiblen Transformationsprozess zu überlassen. Das Objekt performiert sich dort quasi selbst und entzieht sich zugleich jeder Möglichkeit der Musealisierung, Vermarktung oder auch nur seines Standortwechsels. Und doch soll ein eisiger Revolver aus Märzendorfers Hand schon einmal zur Versteigerung angeboten – und „erworben“ worden sein. A Runaway House – der Titel bezieht sich auf eine Hausskulptur aus Eis – dokumentiert zumindest die Fotografien, die das Schmelzen festhielten. Und die Objekte in ihrer einstigen Aura.
smashed to pieces
Eine Klavierzerlegung / A Piano Dismantling
In ihrem Videofilm smashed to pieces … (2018) zeigt die Wiener Künstlerin Claudia Märzendorfer die Zerlegung eines Klaviers in einem konzentrierten Live-Act, an dem acht Personen, Werkzeuge, ein Gewehr und ein Motorrad beteiligt sind. Im Gegensatz zu den zahlreichen Klavierzerstörungen – ein seit dem 19. Jahrhundert spezielles Sujet von Comedy bis zur Wiener Gruppe oder Fluxus – führt bei Märzendorfer der destruktive Akt zu stets neuen starken und überraschenden Bildfindungen und Tableaus. Durch die 1:1 Projektion auf den Boden wird es dem Publikum zudem möglich, das Geschehen quasi abstandslos zu verfolgen. Der von Märzendorfer in den Wiener Prater Ateliers aufgenommen Film wurde 2018 zum ersten Mal anlässlich ihrer von singuhr – projekte veranstalteten Einzelausstellung de-composition im Meinblau Projektraum in Berlin gezeigt. Die von Carsten Seiffarth herausgegebene Publikation präsentiert Märzendorfers Film als Daumenkino in direkter Nachbarschaft zu einem kunsthistorischen Essay von Michael Glasmeier. Das Buch markiert den Versuch, Kunstwerk und Bilddenken, Filmzeit und Lesezeit, Gegenwart und Geistesgeschichte in unmittelbaren Nachbarschaften reflektieren zu können.