Seit dem Zweiten Weltkrieg dominieren Bürgerkriege das weltweite Kriegsgeschehen. Nach 1989 versuchte man vielerorts, innerstaatliche Gewaltkonflikte durch Demokratisierung zu befrieden. Doch das Scheitern in Afghanistan und im Irak stärkte Vorbehalte gegen Interventionen und von außen initiierte Demokratisierung. Beides gilt vielen als mission impossible und Selbsttäuschung des Westens. Die Autoren dieses Bandes So allgemein ist dieses Verdikt falsch. Unter bestimmten Umständen ist Demokratisierung von außen durchaus imstande, einen Rückfall in den Bürgerkrieg zu verhindern. Sie analysieren deshalb an den Beispielen Bosnien und Herzegowina, Kosovo und Nordirland die spezifischen Bedingungen, unter denen das Vorhaben gelingen kann. Demokratisierungspolitik wird mangels besserer Optionen auf der Tagesordnung der internationalen Politik bleiben. Verschaffen Sie sich hier einen Überblick.
Thorsten Gromes Libros



Demokratisierung in ethnisch gespaltenen Nachbürgerkriegsgesellschaften ist meist ein mühsames Unterfangen. Dagegen kommt der makedonische Friedensprozess einer Erfolgsgeschichte gleich. Nach den Kämpfen 2001 gelang es, den im Friedensschluss geforderten Umbau der staatlichen Institutionen voranzubringen, und die Führung der aufgelösten albanischen Nationalen Befreiungsarmee UÇK ging in eine neue albanische Partei über. Vorliegender Report legt dar, warum Makedonien dennoch nicht als Modell für andere Nachbürgerkriegsgesellschaften taugt und benennt die Mängel und Destabilisierungspotenziale in der jungen Demokratie.
Gemeinsame Demokratie, geteilte Gesellschaft
Die Un-Möglichkeit einer Friedensstrategie in Bosnien und Herzegowina
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Nach dem Bürgerkrieg 1995 standen sich in Bosnien und Herzegowina drei ethnisch definierte Konfliktparteien – Bosniaken, Serben und Kroaten – voller Misstrauen gegenüber. Friedensmissionen mit umfangreichen Befugnissen wurden eingesetzt, um die Nachkriegsgesellschaft bei der Etablierung eines demokratischen Staates zu unterstützen. Die Demokratisierung erwies sich als mühsames Unterfangen, da sowohl gemeinsame staatliche Institutionen geschaffen als auch die Akzeptanz des gemeinsamen Staates durch alle Ethnien gefördert werden musste. Thorsten Gromes untersucht in seinem Report die Fortschritte der Demokratisierung in den 13 Jahren nach Kriegsende und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Nach anfänglichen Hoffnungen sank ab 2006 die Akzeptanz des gemeinsamen Staates wieder. Bosnien und Herzegowina bleibt eine geteilte Gesellschaft, die sich weiter auseinanderzuziehen scheint. Der Wunsch, eines Tages Mitglied der EU zu werden, vereint jedoch die Konfliktparteien. Der Autor empfiehlt, diesen Wunsch als konstruktives Potenzial zu nutzen und die europäische Integration zu fördern. Dies sowie die Abschaffung der weitreichenden Befugnisse des Hohen Repräsentanten könnten dazu beitragen, die negative Entwicklung zu stoppen und Bosnien und Herzegowina einen eigenen Weg zu einem gemeinsamen demokratischen Staat zu ermöglichen.