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Sara, Emilia, Luise: drei tugendhafte Töchter
- 127 páginas
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Warum nötigt Emilia Galotti ihren Vater, sie zu erstechen? Weshalb nimmt sich Miß Sara Sampson ihren Fehltritt so zu Herzen? Wieso flieht Luise Millerin nicht aus Liebe vor der höfischen Kabale? Selbsthass, Todeswunsch und Vatertreue sind keine individualpsychologischen Erscheinungen: Die Opferung der tugendhaften Tochter wird infolge einer im 18. Jh. neu formulierten Ideologie der Kleinfamilie konstitutiv für das bürgerliche Trauerspiel. Dem empfindsamen Patriarchen darf sich kein Kind entziehen. Lessing und Schiller inszenieren ‚bürgerliche’ Tugend als Problem: Lessings Experiment einer Tragödie ohne dramatische Fallhöhe wird bei Schiller zur dezidiert politischen Aussage, die ihre eigenen ideologischen Voraussetzungen massiv hinterfragt.
Bei Gott ist die „Alldurchschauung“ - der Dichter dagegen verfügt als Mensch nur über eine eingeschränkte Erkenntnisfähigkeit, den unangemessen 'geraden Blick' in einer 'schraubenförmigen Welt'. Dennoch sieht er sich bedingungslos zur altruistischen Weltbewältigung aufgerufen. Ausgehend von diesem religiös bestimmten Paradigma entwickelt J. M. R. Lenz sein theoretisches und poetisches Werk. Einzelanalysen zentraler theoretischer Schriften, der bekannten Dramen und Erzählungen sowie bislang wenig beachteter Texte zeigen, wie Lenz tradierte Formen konterkariert und die Selbstinfragestellung des Autors in seine Werke integriert. Als Lösung für die aporetische Situation des irrenden Menschen bleibt dabei die Hoffnung auf eine Erlösung durch Gott.