Wer von 'Evidenz' spricht, meint etwas Allgemeingültiges, Beweiskräftiges und Unhinterfragtes. Im Gegensatz dazu wirkt die 'List' verborgen und auf Umwegen, entzieht sich der Eindeutigkeit und reagiert situativ. Doch sind List und Evidenz tatsächlich reine Gegensätze? Sind Evidenzen so festgefügt und unverbrüchlich, wie es scheint? Der Band versammelt Beiträge aus Literatur- und Filmwissenschaft, Philosophie, Soziologie, Wissenschaftsgeschichte und Informatik, die vom Mittelalter bis zur Gegenwart reichen. Behandelt werden unter anderem: die Rolle von Augenzeugen in der Beglaubigung, wie mittelalterliche Erzählungen über die Belagerung Trojas durch Kriegsberichterstatter legitimiert werden; Verfahren der Abkürzung, die direkten Zugang zu komplexen Sachverhalten versprechen, etwa durch visuelle Übersichten, die gesellschaftliche Realität veranschaulichen; sowie die Evidenz von Grenzziehungen und deren Ein- und Ausschlussgesten, wie die Bestimmung der Schwelle menschlichen Lebens bei Embryos. Dieser Band ist der 15. Teil der Forschungsreihe ›Mediologie‹, herausgegeben vom Kölner Kulturwissenschaftlichen Forschungskolleg ›Medien und kulturelle Kommunikation‹ unter der Leitung von Ludwig Jäger.
Michael Cuntz Libros


Der göttliche Autor
Apologie, Prophetie und Simulation in Texten Pascals
In Pascals jansenistischem Entwurf des Glaubens kann nur Gott die Konversion des Ungläubigen bewirken. Lassen sich die Pensées dennoch als Aufzeichnungen zu einer Apologie lesen? Wenn ja, welche Ziele verfolgen sie? Welche Form der Kommunikation zwischen Mensch und Gott entwirft Pascal? Wie ist der Status des apologetischen Sprechers zu bestimmen? Welche Formen der Einsicht in religiöse und wissenschaftliche Wahrheit gibt es für ihn? Wozu will der Apologet seine Adressaten bewegen? Und wie wirkt sich sein Sprechen auf den authentischen Glauben aus, der verteidigt und bewahrt werden soll? Die vorliegende Studie unternimmt den Versuch, unter Einbezug aller Texte zur Religion, aber auch der Schriften zur Physik sowie der Korrespondenz, Pascal nicht einmal mehr als vermeintlich vertrauten Vorläufer und Ahnherren der Moderne oder Postmoderne, sondern in seiner Alterität zu begreifen.