Der Aufstieg der Nationalsozialisten in Pommern
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Die Herrschaft der Nationalsozialisten hinterließ in Deutschland und Europa sowie in vielen außereuropäischen Ländern tiefgreifende Wunden, die bis in die Gegenwart wirken. In Deutschland waren die Abwehrkräfte gegen diese Bedrohung durch Zersplitterung, Fehleinschätzungen und Unentschlossenheit zu schwach. Die Macht des nationalsozialistischen Regimes schien überwältigend, genährt von der Begeisterung einer Mehrheit der Deutschen und der Ausgrenzung Andersdenkender durch Propaganda und Terror, einschließlich Konzentrationslagern und einem Vernichtungskrieg. Der Widerstand, der darauf abzielte, eigene Glaubens- und Wertvorstellungen zu behaupten und andere für die Schattenseiten der nationalistischen Herrschaft zu sensibilisieren, verdient Respekt und Anerkennung. Es ist wichtig, die Erinnerung an diesen Widerstand zu bewahren, nicht als Heldengeschichten, sondern als Berichte von Menschen, die unter schwierigen historischen Bedingungen Herausforderungen annahmen. Sie setzten sich für ihre Werte und ihre Humanität ein und stellten sich dem mörderischen Nationalsozialismus entgegen, oft ohne es bewusst zu tun.
23. Oktober 1815: Schweden gibt Neuvorpommern an Preußen zurück. Aus dem ehemaligen Herzogtum wird die preußische Provinz Pommern. Der Westfälische Friede hatte die Landesteile mehr als 180 Jahre getrennt. In dieser Zeit hatten sich die Regionen unterschiedlich entwickelt, hatten eigene soziale und ökonomische Strukturen entwickelt, eigene historische Traditionen ausgebildet. Kyra T. Inachin untersucht die Entwicklung der Provinz in den folgenden Jahren des 'Zusammenfindens'. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie diese heterogenen Landesteile eine Provinz werden konnten und welche Schwierigkeiten damit verbunden waren. Dabei begrenzt sie sich nicht auf eine Darstellung der politischen, administrativen und sozialen Veränderungen. Die Herausbildung eines Pommernbewusstseins aus einer Vielfalt pommerscher Identitäten wird ebenfalls verfolgt. Es wird deutlich, dass diese Identität von 1815 bis 1945 immer wieder in Frage gestellt und zum Teil bewusst gestört wurde, um politische Entscheidungen durchzusetzen. Ein umfassender Überblick über die Instrumentalisierung sozialer Identitäten, die Schaffung historischer Traditionen und die politische Mythenbildung.
Das Jahr 1918 bildet einen tiefen politischen Einschnitt in der Geschichte Mecklenburgs und Pommerns. Der politische Zusammenbruch des Kaiserreichs und die Neuordnung in ein demokratisches System eröffnete Bevölkerung nie gekannte Möglichkeiten politischer Teilnahme. In der Zeit der Weimarer Republik wurden die Landtage und Landespolitiker von Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz und Pommern zu wichtigen regionalen Identitätsträgern. Kyra T. Inachin beschreibt den schwierigen Weg der drei Regionen vom Ende des Kaiserreichs bis zum Dritten Reich. Sie zeigt anschaulich die Unsicherheiten der Menschen angesichts des rasanten politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Wandels.
Eine Geschichte Pommerns zu schreiben, von den Anfängen bis zur Gegenwart, ist eine Herausforderung. Diese besteht zum einen natürlich darin, akademisch gesichertes Wissen ansprechend und verständlich für ein breites Publikum darzustellen. Hinzu kommt andererseits der tiefe Einschnitt in der Landesgeschichte, den der Zweite Weltkrieg nach dem deutschen Überfall auf Polen verursacht hat. Vorpommern als der heute noch deutsche Teil der einst preußischen Provinz Pommern kann über weite Zeiträume nicht isoliert vom polnischen Teil betrachtet werden. Denn die Geschichte der gesamten Region war geprägt durch die Großstadt Stettin als dem wichtigsten politischen und wirtschaftlichen Zentrum. Und so richtet die Greifswalder Historikerin Kyra Inachin den Blick ganz bewusst auf beide Seiten der deutsch-polnischen Grenze, auch wenn Vorpommern den Schwerpunkt der Abhandlung bildet.