Wirklich mögliche Kontexte zum "Mann ohne Eigenschaften"
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Die Auseinandersetzung mit Robert Musils Werk erfordert eine interdiskursive Methode, die es ermöglicht, seine komplexen Diskurse zu erfassen. Besonders im unvollendeten Roman "Der Mann ohne Eigenschaften" wird deutlich, dass nur durch eine strukturierte Annäherung an Musils Gedankenwelt ein tieferes Verständnis möglich ist. Die Analyse verspricht, auch wenn sie bescheiden ausfallen mag, Einblicke in die zentralen Themen und Strukturen seines literarischen Schaffens zu bieten.
Robert Musils Werk wird oft als undurchdringlich und deshalb schwer verstandlich beschrieben. Seine Texte zeichnen sich durch Vielschichtigkeit und Mehrdeutigkeit - Interdiskursivitat - aus. Der neue Online-Kommentar macht sich gerade diese Offenheit zu eigen und fachert sie auf, um Zugange zu schaffen, Musils Werk zu erschliessen ohne es zu begrenzen. Denn nicht das eine Verstehen ist Ziel der Kommentierung, sondern die immer wieder neue Perspektive, die jeden Text zur unendlichen Lekture werden lasst. Statt einer vermeintlichen Wirklichkeit lasst der Online-Kommentar die unbegrenzten Moglichkeiten sichtbar werden, die Musils Werk auszeichnen. Parallel verlauft demnach nicht nur die sogenannte Aktion in "Der Mann ohne Eigenschaften" - parallel bietet der Online-Kommentar die unzahligen, naher und weiter verzweigten Bezuge in und zu Musils Texten an.
Elemente des Hölderlinschen Textes werden - entgegen ihrer bisherigen literaturwissenschaftlich-philosophischen Interpretation nach mythologischen, psychologischen, biographischen, formalästhetischen. literarhistorischen und sozialgeschichtlichen Kriterien - in den Traditionszusammenhang der Alchimie gestellt, die als Ausformung hermetischer Denkmodi seit den Vorsokratikern die Vorherrschaft des rationalistischen Paradigmas immer begleitet und gekreuzt hat und - so die These - neuerdings im philosophischen Diskurs der Postmoderne wieder zu Ehren gelangt. Über das Verfahren der vielfachen Spiegelung werden historische Abfolgen im Denken gleichsam in einen Spiegelraum übersetzt und dessen gesteigerte Leuchtkraft für die in Frage stehenden Autoren, von Heraklit bis Derrida, erprobt, wobei die überraschend festgestellten Homologien und Ähnlichkeiten sowohl Hölderlins Texte näher beleuchten als auch umgekehrt die Verfahren der Lacanschen Psychoanalyse und der Dekonstruktion in neuem Licht erscheinen lassen.
Gesundheit und Krankheit sind seit jeher zentrale Themen in der Literatur, die das jeweilige Verständnis dieser Konzepte reflektiert. Weltliterarische Narrative fungieren oft als protokollarische Berichte über individuelle oder kollektive Gesundheitszustände und Krankheitsbilder. Zudem beeinflusst die Auseinandersetzung mit Gesundheit und Krankheit die Motivation von Autorinnen und Autoren, literarisch tätig zu werden. Fachmedizinische Kenntnisse mancher Schriftsteller prägen deren Themenwahl und hinterlassen Spuren in ihrem Werk. Die Differenz zwischen gesund und krank ist ein oppositionelles Begriffspaar, das kulturelle und epochale Werthaltungen prägt und sich in der Literatur manifestiert. Die Beiträge in diesem Sammelband untersuchen, wie Gesundheit und Krankheit in literarischen Werken dargestellt werden und wie Autorinnen und Autoren mit eigenen oder fremden Krankheitsbildern umgehen. Sie beleuchten, wie Auffassungen von Gesundheit und Krankheit literarisch zum Ausdruck kommen und welchen Einfluss literarische Werke auf diese Auffassungen ausüben. Zudem wird die Rolle dieser Themen im kulturellen und politischen Kontext der Vergangenheit und Gegenwart betrachtet. Mit Beiträgen von Thomas Anz, Miriam H. Auer, Artur R. Boelderl, Claudia Dürr, Walter Fanta, Sandra Y. Freregger, Sabrina Gärtner, Egyd Gstättner, Martin A. Hainz, Hanns-Ulrich Hermann, Tomoyo Kaba, Ulrike Kadi, Waltraud Krainz und Iris Schäfer.
»Die Zukunft gehört den Phantomen«, so Jacques Derrida 1983 im Film Ghost Dance. In seiner Zukunft - unserer Gegenwart - begeben sich die Autor_innen dieses Text-Bild-Bandes auf deren Spuren in Kunst-, Literatur- und Musikwissenschaft, politischer Philosophie, Kunst und Psychoanalyse. Am Leitfaden seiner Abarbeitung an der UnGestalt des Phantoms zeichnen Derrida-Kenner und -Leser ein eindrückliches Bild der Dekonstruktion und zeigen, dass diese nichts mit einer früher oft unterstellten Vorliebe für Obskurantismus gemein hat noch vom aktuell erhobenen Vorwurf der Wirklichkeitsverweigerung getroffen wird, sondern im unendlichen Dienst einer radikalen Aufklärung der Vernunft über sich selbst steht. Mit einem erstmalig auf Deutsch erscheinenden Beitrag von Jacques Derrida.
Georges Bataille hat philosophische Texte ebenso geschrieben wie Romane und Gedichte, er verfasste Studien über Kunst und Literatur ebenso wie über gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Themen. Im Brotberuf biederer Bibliothekar und Gründer mehrerer Zeitschriften mit wissenschaftlichem Anspruch, darunter der durch und durch seriösen und hoch renommierten »Critique«, zeichnete Bataille zugleich verantwortlich – teilweise unter Pseudonym – für höchst anstößige literarische Texte an der Grenze zwischen Obszönität und Pornographie. Philosophisch zeigt sich Bataille die Welt weniger als eine Welt der Gründe als vielmehr der Abgründe, der Mensch als »unhaltbares Wesen« und die Vernunft in der Gestalt des Schlafes. Für ihn kann gelten, was Heidegger mit Bezug auf Hölderlin gesagt hat: Er sei »einer unserer größten, d. h. unser zukünftigster »Denker«, weil er unser größter »Dichter« ist«. Dieser französischen Variante des Dichter-Denkens widmen sich die Beiträge des vorliegenden Bandes aus vielfältigen philosophischen, kunstwissenschaftlichen wie soziologischen Aspekten. Der vorliegenden Band versammelt wichtige internationale Stimmen zu Bataille, darunter Jean-Luc Nancy und Michel Maffesoli.