Oliver Volckart Libros






Wettbewerb und Wettbewerbsbeschränkung in Politik und Wirtschaft
Deutschland in Mittelalter und Früher Neuzeit
Die in diesem Band abgedruckten Arbeiten behandeln bislang meist getrennt voneinander untersuchte Aspekte der mittelalterlich-frühneuzeitlichen Wirtschafts-, Gesellschafts- und Verfassungsgeschichte im Zusammenhang miteinander. Grundlage ist das institutionenökonomische Paradigma: die Annahme, dass langfristige Wandlungsprozesse durch Änderungen der Restriktionen erklärbar sind, denen menschliches Handeln unterliegt, und dass diese Änderungen wiederum intendierte oder nicht-beabsichtigte Folgen individueller Wahlhandlungen sind. Drei der Arbeiten beschäftigen sich mit dem Verfassungswandel, der in der Zeit zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert erfolgte. Ausgangspunkt ist die These, daß über territoriale Gewaltmonopole verfügende Staaten anfänglich nicht existierten, so dass auch Sicherheit unter wettbewerblichen Bedingungen bereitgestellt wurde. Die Entstehung von Staaten wird vorliegend als Prozess der Beschränkung dieses Wettbewerbs interpretiert. Die folgenden Aufsätze beschäftigen sich mit der Frage, wie die Wirtschaftsordnung beschaffen war, die das Gegenstück dieser ursprünglich staatslosen Gesellschaftsordnung bildete, und wie marktwirtschaftliche Institutionen entstanden. In diesem Zusammenhang spielte der Systemwettbewerb, d. h. der Wettbewerb von Obrigkeiten um die Inhaber mobiler Produktionsfaktoren, eine entscheidende Rolle. Bei den beiden letzten Aufsätzen handelt es sich um quellengestützte Detailuntersuchungen wirtschaftspolitischer Probleme, die sich den politischen Akteuren des 15. und 16. Jahrhunderts stellten. Die zur Schaffung von Wettbewerbsbeschränkungen auf ökonomischen Märkten führende Kooperation zwischen Politik und Wirtschaft rent seeking also sowie die Verknüpfung geld- und machtpolitischer Ziele stehen hier im Mittelpunkt.
Oliver Volckart geht von der These aus, daß die Entstehung marktwirtschaftlicher Institutionen in Europa eng mit der politischen Zersplitterung des Kontinents zusammenhing. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht das bekanntlich extrem fragmentierte Heilige Römische Reich des 11. bis 18. Jahrhunderts. Der Autor geht der Frage nach, wie sich der im Reich stattfindende Wettbewerb politischer Akteure um die Unterstützung durch potentielle Anhänger sowie der Wettbewerb territorialer politischer Autoritäten um mobile Produktionsfaktoren auf den Wandel derjenigen Institutionen auswirkten, in deren Rahmen sich der Wettbewerb auf ökonomischen Märkten abspielte. Dabei konzentriert sich Oliver Volckart auf vier Schwerpunkte: den politischen Wettbewerb des Hochmittelalters, die Entstehung ständischer wettbewerbsbeschränkender Institutionen im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit, die gleichzeitige Bildung von Staaten mit territorialem Gewaltmonopol sowie den zwischenstaatlichen institutionellen Wettbewerb des 17. und 18. Jahrhunderts. Diese Prozesse werden nicht nur unter Heranziehung vorwiegend institutionenökonomischer Theorieelemente jeweils im einzelnen analysiert, sondern es wird auch untersucht, wie sie die Veränderung der Wirtschaftsordnung und damit die wirtschaftliche Leistung beeinflußten. Im Ergebnis wird deutlich, daß politische Fragmentierung allein die Entstehung marktwirtschaftlicher Institutionen nicht befördert. Notwendige Bedingung für diese Wirkung ist die Existenz moderner Staaten.
Eine Währung für das Reich
- 445 páginas
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Nur wenige wirtschaftspolitische Themen werden intensiver diskutiert und haben unmittelbarere Auswirkungen auf die Gesellschaft als Währungsunionen – umso wichtiger sind historische Erfahrungen mit ihnen. Die Schaffung einer gemeinsamen Währung für das Heilige Römische Reich in der Mitte des 16. Jahrhunderts sticht hier als ein besonders ehrgeiziges Projekt heraus. Es prallten nicht nur wirtschaftliche und fiskalische Interessen besonders heftig aufeinander, auch die Zahl der Beteiligten war mit mehreren hundert besonders groß. Oliver Volckart macht mit dieser Edition die Akten der in diesem Zusammenhang in den Jahren 1549 bis 1557 geführten Verhandlungen erstmals einer wissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich. Das Material verdeutlicht, weshalb die überwältigende Mehrheit der politisch Handelnden an einer Überwindung der traditionell im Reich bestehenden Währungsvielfalt interessiert war, warum dieser breite Konsens das Aufbrechen von Meinungsunterschieden nicht verhinderte, welche Parteien damals die Diskussion beherrschten und wie es schließlich gelang, die Divergenzen zu überwinden.