Wer hat am Anfang des 13. Jahrhunderts die Aristoteleskommentare des Averroes aus dem Arabischen in das Lateinische übersetzt und damit die europäische Geistesgeschichte nachhaltig beeinflusst? 12 der 17 Übersetzungen des Averroes sind anonym. In der Forschung wurde seit dem 19. Jahrhundert häufig die Vermutung geäußert, dass Michael Scotus, der Hofastrologe Friedrichs II. von Hohenstaufen in Süditalien, für die meisten der anonymen Übersetzungen verantwortlich gewesen sei. Der Schlüssel zur Lösung des Problems ist die Verwendung von Partikeln und kurzen Phrasen durch die Übersetzer. Wie die statistische Analyse des Partikelgebrauchs zeigt, stammen sechs, höchstwahrscheinlich sogar sieben anonyme Übersetzungen von Michael Scotus, drei von Wilhelm von Luna, eine von Hermannus Alemannus und eine weitere von einer anonymen vierten Person. Im zweiten Teil der Studie wird nachgewiesen, dass Michael Scotus zwar sehr wörtlich übersetzte, die Averroes-Kommentare aber an vielen Stellen um Satzteile, Sätze und ganze Absätze kürzte. Die Kürzungen betreffen vor allem Zusatzinformationen, Wiederholungen und Passagen zu Islam und arabischer Sprache. Es war Michael Scotus' offensichtliches Ziel, gut lesbare und prägnante Übersetzungen zu erstellen, die den Interessen der lateinisch-christlichen Leserschaft so weit wie möglich entgegenkamen.
Dag Nikolaus Hasse Libros






Avicenna's Metaphysics (in Arabic: Ilâhiyyât) is the most important and influential metaphysical treatise of classical and medieval times after Aristotle. This volume presents studies on its direct and indirect influence in Arabic, Hebrew, and Latin culture from the time of its composition in the early eleventh century until the sixteenth century. Among the philosophical topics which receive particular attention are the distinction between essence and existence, the theory of universals, the concept of God as the necessary being and the theory of emanation. It is shown how authors such as Averroes, Abraham ibn Daud, Albertus Magnus, Thomas Aquinas and John Duns Scotus react to Avicenna's metaphysical theories. The studies also address the philological and historical circumstances of the textual traditionin three different medieval cultures. The studies are written by a distinguished international team of contributors, who convened in 2008 to discuss their research in the Villa Vigoni, Italy.
Was ist europäisch? Zur Überwindung kolonialer und romantischer Denkformen
[Was bedeutet das alles?]
Wir verstehen uns als Europäer, doch unsere traditionell verankerten Vorstellungen von europäischer Kultur sind fragwürdig. Denn wir schleppen aus der Kolonialzeit und aus der Romantik Ansichten mit uns mit, die unseren Blick auf Geschichte und Geographie verzerren und die Zukunft unseres Kontinents belasten. Dag Nikolaus Hasse ermutigt zu einem offeneren Nachdenken über Europa, dessen geistige Wurzeln weiter und dessen Verbindungen zu kontinentalen Nachbarn intensiver sind, als viele glauben.
Urzeugung und Weltbild
- 40 páginas
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Kann Leben aus toter Materie entstehen? Die Antwort auf diese Frage, von der griechischen Antike bis zur Gegenwart, ist nicht nur abhängig von Beobachtungen und Theoriebildungen, sondern auch von philosophischen Grundannahmen und kulturell geprägten Weltbildern. Wie sich der Zusammenhang zwischen Urzeugungserklärung und Weltbild beim Gang durch die okzidentalischen und orientalischen Kulturen entwickelte, untersucht Dag Nikolaus Hasse an sieben Autoren: den Griechen Aristoteles und Themistios, den Arabern Ibn Sînâ und Ibn Ruschd, den mittelalterlichen und neuzeitlichen Denkern Thomas von Aquin, Pierre Gassendi und Louis Pasteur. Hasse plädiert für ein Bild der Wissenschaftsgeschichte, das von Kontinuität über Epochen- und Kulturgrenzen hinweg geprägt ist: „Wir sind, sofern wir uns als westliche Wissenschaftler begreifen, von unserer Herkunft her immer auch ein wenig Teil des Orients“.