'Vor der Geburt Mutter werden' - die köperleibliche Integration einer sozialen Rolle Die vorliegende Studie beschreibt, wie schwangere Frauen ihr Frau-Sein, ihr Körpererleben und ihre Position im sozialen Umfeld neu definieren. Wechselwirkungen zwischen einer bestimmten Angebotsstruktur wie der Schwangerenvorsorge und dem Wunsch nach Sicherheit und Normalität der Frauen werden dargestellt und hinterfragt. Dabei spielen die Bedürfnisse der Nutzerinnen ebenso eine Rolle wie die Wahrnehmung bestimmter Versorgungsangebote. Hebammen und GynäkologInnen leiten die Frauen an, beraten und stehen für die 'normale' Ablaufform der Statuspassage ein. Die professionelle Begleitung beeinflusst dabei die Wahrnehmung der Frau als 'gute Mutter'. Dies hat Konsequenzen für die Versorgung, die im vorliegenden Buch beschrieben werden. Am Beispiel der Schwangerenvorsorge werden positive und negative Implikationen des Konzeptes einer nutzerorientierten Gesundheitssicherung herausgearbeitet, theoretisch fundiert und mit einem anwendungsbezogenen Blick auf die Versorgungspraxis verbunden. Deutlich wird, wie sich die Bedürfnisse der Nutzerinnen unterscheiden; aber auch, dass eine nutzerinnenorientierte Versorgung nicht allein aus rationalen Kosten-Nutzen-Überlegungen resultieren kann.
Kati Mozygemba Libros


Ziel von Gesundheitssicherung ist nicht nur die Vermeidung und Behandlung von Krankheit, sondern auch die Förderung und der Schutz von Gesundheit. Die Gesundheitspolitik gibt gesetzliche und strukturelle Rahmenbedingungen für unser Handeln vor und wirkt so auf unsere Lebenswelten und den gesamten Lebenslauf ein. Vorgaben des Sozialstaates sind verbunden mit der Erwartung eines hohen Maßes an Eigenverantwortung. Die idealen Nutzerinnen gesundheitsbezogener Leistungen bewegen sich selbstständig und informiert im System. Sie entscheiden in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Professionellen über Vorgehensweisen zur Sicherung ihrer Gesundheit. Doch können und wollen die Nutzer dieses Idealbild überhaupt erfüllen? Inwieweit ist es möglich, als Beschäftigte das Recht auf eine gesundheitsgerechte Arbeitsgestaltung einzufordern oder als Patient mit der Ärztin über die Behandlung zu diskutieren? Wünschen sich Experten wirklich informierte Nutzerinnen? Inwiefern werden die Sozialsysteme dem Anspruch gerecht, einen geeigneten Rahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention zu bieten? Einer theoretischen Auseinandersetzung mit dem Begriff der nutzerorientierten Gesundheitssicherung folgen Beiträge zu praktischen Ansätzen aus den Bereichen Versorgungsstrukturen, arbeitnehmergerechte sowie frauengerechte Gesundheitssicherung.