EXTROVERSION erscheint anlässlich der Beteiligung von Franz West an der Ausstellung ILLUMInations, kuratiert von Bice Curiger im Rahmen der 54. Biennale di Venezia 2011. Für diese Installation transferiert West die Küche seines Wiener Studios nach Venedig, dreht den Raum dem Aussen zu und kreiiert dadurch einen Parapavilion. Die Küche ist der Ort, in dem West eine Sammlung von Kunstwerken seiner Assistenten, Freunde und Kollegen (u. a. Michelangelo Pistoletto, Otto Mühl, Sarah Lucas, Urs Fischer, Gelitin, Jean-Marc Bustamante) beherbergt. Das Gespräch zwischen Franz West und dem Philosophen Benedikt Ledebur dreht sich um Wittgenstein und Heidegger, Sprache und Raum, „Die Demokratie des Hässlichen“ in der Kunst und dem menschlichen Bedürfnis zu philosophieren.
Benedikt Ledebur Libros




Ein Fall für die Philosophie
Über Dichtung, Rhetorik und Mathematik
Benedikt Ledebur reflektiert das Verhältnis von bildender Kunst und Literatur, von Realität und ihrer Darstellung, von Sprache und Bild. Er erarbeitet Analogien in der Interpretation von Kunstwerken und Texten in der Analyse von Dieter Roths Sprachkunst und verfolgt das Nahverhältnis von Raum- und Spracherfahrung im skulpturalen Werk Werner Feiersingers. Etablierte Sehgewohnheiten werden mit mathematischen Erkenntnissen kritisch verknüpft. In seinen Analysen, verortet in aktuellen kunsttheoretischen und philosophischen Diskursen, verliert Ledebur jedoch nie das Kunstwerk aus den Augen. In einer konstruktivistischen Analyse zweier Filmstills aus Alfred Hitchcocks Birds und Nobuhiko Obayashis Hausu demonstriert Ledebur, dass neben filmtheoretischen Erkenntnissen die persönliche Erfahrung ein zentraler Faktor der Reflexion und Interpretation ist. Der abschließende Essay zeigt am Werk Franz Wests die Verbindung zwischen dem Kunstwerk und seinem Titel, Ledebur schafft eine finale Synthese der ihm gelungenen Erkenntnisse.
Die Lektüre der „Essais“ ist „ansteckend“: „kaum habe ich einen Blick auf ihn geworfen, so ist mir ein Bein oder ein Flügel gewachsen“, zitierte Nietzsche als bekennender Leser Montaigne (mit Plutarch). Mehr als 400 Jahre nach Montaignes Tod und 100 Jahre nach Nietzsche beflügelt der Schöpfer der „Essais“ ebenso sehr die Reflektion über den Umgang mit Quellen, mit Zitaten, Textverarbeitungsprozessen, fremden und eigenen Gedankengängen wie den modernen Entwurf (samt der Infragestellung) der Autorschaft schlechthin. Bededikt Ledebur liest und kommentiert Montaignes Texte gerade auch im Kontext der großen Montaigne-Interpreten der vergangenen Jahrzehnte: Peter Burke, Hugo Friedrich, Max Horkheimer, Claude Lévi-Strauss, Jean Starobinski … Montaigne wünschte sich „gewitzte Leser“, Zeugenschaft einer Literatur, die sich über den Kommentar, über sich selbst hinaus erhebt. Ledebur folgt der Fährte, die Montaigne in der Aporie aus Platons Menon legte: der Frage, wie man suchen könne, was man nicht kennt – angesichts der ständigen Veränderung, zu der wir in einer unübersichtlichen Welt gezwungen sind.