Gefängnisse erfüllen zentrale politische und ökonomische Funktionen. Sie sind industrielle Komplexe, die hohe Profite generieren und zugleich Internierungslager für diejenigen, die in dieser Gesellschaft unerwünscht sind. Darunter fallen zahlreiche Personengruppen, die nicht willens oder in der Lage sind, sich den Anforderungen des Spätkapitalismus im globalen Norden zu stellen. MigrantInnen stellen eine der wichtigsten und zahlenmäßig größten dieser Personengruppen dar. Für sie ist das „kleine Gefängnis“ Teil und verdichteter Ausdruck des großen Gefängnisses der Gesellschaft, in der sie leben und an deren Teilhabe sie systematisch gehindert werden. Das große wie das kleine Gefängnis individualisieren und moralisieren gesellschaftliche Probleme und beantworten sie mit radikalem Ausschluss.
Birgit Mennel Libros





Was ist dein Streik?
Militante Streifzüge durch die Kreisläufe der Prekarität
„Precarias a la deriva“ steht für einen heterogenen Zusammenhang von Frauen, die sich 2002 während des Generalstreiks in Spanien zusammengefunden haben, um die Möglichkeit des Handelns bzw. des Streiks in Zeiten der Prekarität zu erproben. Im Vordergrund ihres Interesses steht dabei nicht die Produktion eines distanten Wissens über „Betroffene“, sondern vielmehr die Hervorbringung einer auf Sorgebeziehungen basierenden Sozialität. Die in der Neuauflage des Bands versammelten Texte sind kollektiv verfasst und begeben sich auf die Reflexionsebene einer Praxis, die auf eine Unterbrechung der sozialen Fragmentierung und Isolation abzielt und zu politischem Handeln ermächtigt.
In den französischen Banlieues verdichten sich heute unterschiedlichste Erfahrungen der Migration, häufig vor dem Hintergrund geschichtlicher Kolonialverhältnisse, ihrer Hinterlassenschaften und Fortschreibungen. Allzu oft aber verfährt sich der Blick auf die Artikulationen dieser Erfahrungen – die Sprachen der Banlieues – in unterschiedlichen Phantasmen des Mangels oder aber eines sich selbst undurchsichtig bleibenden Überschusses: Wo man einerseits die erhabene Sprache der Nation verkümmern sieht, wird andererseits auf eine gleichsam babylonische Sprachenvielfalt verwiesen, die aber eben auch bloße Sprachverwirrung sein könnte; und wo die einen, angesichts brennender Autos beispielsweise, nur stumme Gewalt erblicken, erklingt den anderen der Hahnenschrei künftiger Revolutionen. Was aber, wenn das Scheitern oder Ausbleiben von Übersetzung und Artikulation, das all diese Figuren in der einen oder anderen Weise unterstellen, zuallererst die soziale und politische Sprache jener kennzeichnete, die die Banlieues in ihre eigenen Projektionen zu bannen versuchen (und damit erneut zu „Orten des Banns“ machen)?
Kunst der Kritik
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Michel Foucault hat die Frage nach der Kunst der Kritik mit dem viel erörterten Diktum „die Kunst, nicht so regiert zu werden“ beantwortet. Damit eröffnet sich zugleich eine bestimmte Perspektive auf die Verknüpfung von Kritik und Politik. Im neuen Band der eipcp-Reihe republicart werden dementsprechend nicht nur die klassischen Professionen der Kunst- und Kulturkritik, sondern auch im weiteren Sinn kritische Haltung und kritische Praxis einerseits von ihrem Verhältnis zur Regierung her gedacht, andererseits von der Kunst des Nicht-so-regiert-Werdens, von einer Notwendigkeit, in der Kunst der Kritik die Potenziale des Politischen selbst neu und anders zu aktualisieren.