Beyond Style and Genre
Aesthetic Concepts in Popular Culture






Aesthetic Concepts in Popular Culture
Der kurze, eingängige Song ist das Herzstück – der Diamant – populärer Musikkulturen. Daneben haben exzentrische Spielarten allerdings auch große Formen hervorgebracht, die – auf unterschiedlichen Ebenen – einen Willen zur Expansion bezeugen. Diese Sammelpublikation fragt nach den verschiedenen Erscheinungen von Großformen, analysiert die Phänomene und klärt dabei ihre soziokulturellen Kontexte, die ökonomischen, technologischen Entstehungshintergründe sowie die leitenden Motivationen musikalischen Handelns im 'großen Stil' und seine möglichen ästhetischen Konsequenzen auf. Aufgeteilt in die vier Themenfelder 'Concepts – Cycles – Narrations', 'Cultural (Trans-) Formations', 'Personal Artistry' und 'Audio-Vision and Performance' werden Geschichte und Gestaltung von Konzeptalben, tanz- bzw. clubbasierte Musikumgebungen, individuelle kompositorische Verfahren sowie auf Bühne oder Bildschirm ausgerichtete Erweiterungen des Songformats untersucht.
Ausgehend vom Musikvideo als Paradigma audiovisueller Kompositionalität, widmet sich der Band grundsätzlich relevanten Dimensionen der Transkription von Videodaten sowie insbesondere der Spezifik von Medienproduktanalysen. Im Fokus steht das neuentwickelte Analyseinstrument „trAVis“. Hierbei handelt es sich um ein musikzentriertes Transkriptionsprogramm für audiovisuelle Medienprodukte, das als frei zugängliche Web-Applikation konzipiert ist. Anhand einer umfassenden Fallanalyse wird aufgezeigt, dass „trAVis“ eine gegenstandsangemessene Analyse musikbasierter Audiovisionsformate ermöglicht. Forschungsstrategisch betrachtet, ist das Programm darauf angelegt, bildbezogene und texthermeneutische Ansätze mit musikwissenschaftlichen Zugängen zu verbinden.
Der Band untersucht das durch die Begriffe Musik, Kultur und Gedächtnis abgesteckte Feld in einer zweifachen Bewegung: Zum einen wird Musik als eine wichtige soziokulturelle Ausdrucksform quer durch alle Kulturen gefasst, ihre Bestimmung und Funktion ändern sich mit den jeweiligen soziokulturellen Kontexten und Praxen. Jedes Musikstück steht in spezifischen kulturell entwickelten Traditionen und Formen, die von ihm aktualisiert werden. Musik wirkt als »gemeinschaftsbildende Macht« (Adorno), als Ausdrucksmittel individueller oder kollektiver Identität. Zum anderen ist den vielfältigen Formen von Musik die mehrfache Verbindung von Musik und Zeit gemeinsam: Die jeweilige musikalische Darbietung oder Reproduktion ist ein zeitlicher Ablauf und als solcher gedächtnishaft organisiert. Die ästhetische Erfahrung von Musik ist konstitutiv auf Gedächtnisleistungen angewiesen und Musik selbst eine temporale Kunstform. Neben dieser elementaren Zeitlichkeit zeigen sich in der Musik aber viele weitere Aspekte subjektiver und sozialer Zeit: die Geschichtlichkeit der einzelnen Stücke bzw. Werke selbst, die soziokulturelle zeitliche Lagerung von Ordnungsprinzipien wie Gattungen, Kunstformen, Stilen etc., der Wandel von basalen Formen des Musikmachens (etwa unter dem Einfluss von Medientechnologien). Der Band enthält auch die deutsche Erstveröffentlichung eines Artikels von Maurice Halbwachs zu diesem Themenfeld.
Der Sammelband legt den Fokus auf den Aspekt der medialen Einbindung von populärer Musik in audiovisuelle Formate. Seit jeher haben künstlerische und mediale Praktiken Darstellungsformen hervorgebracht, die auf der Hybridformel Audio-Vision fußen, in denen jedoch Musik verschiedene Rollen vom vernetzten bis zum vernetzenden Symbolträger übernimmt. Die Beiträge setzen infolge an einer Fragestellung an, die für Musikwissenschaft und Medien-/Kulturwissenschaft gleichermaßen von besonderem Interesse ist: Welches sind die Bedeutungspotentiale, die ein populäres Musikstück innerhalb seiner audiovisuellen Rahmung entfaltet? Bewusst wird ein breites Spektrum an Arbeiten vorgestellt, in denen die unterschiedlichen Dimensionen von populärer Musik und ihrer Funktion in den jeweiligen Mediengattungen und Genres diskutiert werden. Auf dieser Grundlage ergeben sich sowohl methodologische Einblicke in die analytisch-interpretative Repräsentation von populärer Musik als auch Erkenntnisse über zeit- und gattungsbedingte materielle und kulturelle Zusammenhänge.
Die Analyse populärer Musik ist traditionell Gegenstand verschiedener Disziplinen. Dies hat die zunehmende Ausdifferenzierung gegenläufiger Analyseparadigmen begünstigt. Sinnbildlich hierfür steht die Aufspaltung in einen musikwissenschaftlichen und einen kulturwissenschaftlichen Forschungszweig. Die Diskrepanz der bestehenden Ansätze manifestiert sich in einer Fülle von Begriffen und Konzepten, von denen Sound, Performance und Gender nur einen ‚prominenten‘ Ausschnitt bilden. Der Band nimmt den Ist-Zustand dieser vielgestaltigen Analysepraxis zum Anlass, Theorie und Methodologie der populären Musik neu zu ordnen. In diesem Zusammenhang werden Grundbegriffe diskutiert, mit deren Hilfe die gesellschaftliche Realität populärer Musik angemessen beschrieben werden kann. Hierauf aufbauend wird ein transdisziplinäres Analysemodell vorgestellt, das unter Bezugnahme auf medienwissenschaftliche Perspektiven zwischen Musik- und Kulturwissenschaft vermittelt. Anhand einer umfassenden Fallanalyse der irischen Rockband U2 gelangt das neuentwickelte Methodeninstrument zur Anwendung.
Der Sammelband legt den Fokus auf die technisch-medialen Rahmenbedingungen der populären Musik. Seit jeher haben Medientechnologien einen entscheidenden Einfluss auf die Präsentation und Wahrnehmung von Musik ausgeübt – mit Blick auf das vor-elektroakustische Zeitalter wäre beispielsweise an die Bühnendispositive aus der Opernpraxis zu denken. Prägend für die heutige Zeit ist vor allem die massenkommunikative Medienpraxis. In ihr fanden die Spielarten der populären Musik zu sich. So flossen Stars, Stile und Genres über Generationen hinweg in Form von global zugänglichen Medienangeboten in die Lebenswelten der Rezipienten ein. Es sind Medienwirklichkeiten entstanden, in denen Musik gleichermaßen als emotionalisierender Erfahrungszugang und Bedeutungsproduzent stattfindet. Die vorliegenden Beiträge widmen sich in differenzierter Weise den unterschiedlichen Medialisierungen der populären Musik. Dabei verinnerlichen sie ein transdisziplinäres Frageverständnis, das es ihnen ermöglicht, den Einsatz von Medien als Schnittstelle ästhetischer Transformationsprozesse und kultureller Sinnzuschreibungen zu untersuchen.
Populäre Musik stellt in der Bildungsarbeit nach wie vor eine Herausforderung dar. Im Schulunterricht geht es um die Vermittlung von gesellschaftsrelevanten Zielen und Inhalten. Populäre Musik entzieht sich jedoch häufig der Vermittlung durch Pädagogen. Diese Problematik bildet den Ausgangspunkt der Untersuchung. Anhand von Schlüsselbegriffen wie Kultur, Gesellschaft und Rationalität lässt sich belegen, dass die historisch gewachsenen Semantiken zum Teil inkonsistente Anforderungen an den Unterrichtsgegenstand populäre Musik stellen. Der vorliegende Band versucht den Weg vom allgemein gehaltenen erziehungsphilosophischen Gedanken bis zur visuellen Repräsentation von populärer Musik im Schulbuch zu rekonstruieren. Abschließend werden die zukünftigen Herausforderungen der Bildungsarbeit in diesem Bereich diskutiert.