Corots Figurenmalerei wurde bisher von der Forschung oft stiefmütterlich behandelt und stand ganz im Schatten seiner Landschaftsmalerei. Meist ging man davon aus, dass Corots Figurenbilder nur einem engen Freundeskreis bekannt gewesen seien. Es gibt jedoch genügend Beweise für die ausgeprägte Leidenschaft dieses bedeutenden Künstlers für die menschliche Figur. Corot malte vorwiegend Frauen, kleidete sie in exotische Kostüme und versah sie mit Attributen wie Büchern oder Musik-instrumenten, um so zu einer überhöhten Gestalt zu gelangen, deren Innerlichkeit aus der Stimmung des gesamten Bildes spricht. Im Zentrum des Bandes steht das 'Lesende Mädchen', ein eindrucksvolles Bild aus der Sammlung Oskar Reinhart. Es wird in einen Kontext von Gemälden und Zeichnungen des Künstlers aus nationalen und internationalen Sammlungen und Museen gestellt, welche die Verankerung des Lektürethemas zeigen und einen repräsentativen Überblick über Corots Figurenbilder geben. Entscheidende Wendepunkte in der Kreativität des Figurenmalers Corot sind so zu erkennen, und es wird augenfällig, daß er in diesem Genre zu einer ganz eigenen, persönlichen Bildsprache fand. Deutlich werden in Beiträgen namhafter Corot-Kenner auch die künstlerischen Traditionen, aus denen heraus sich Corots Figurenbilder entwickelt haben, sowie die Verbindungen zwischen dem Figuren- und dem Landschaftsmaler Corot. Auch als deutsche Ausgabe erhältlich: ISBN 978-3-7774-3421-6
Gabriel Katzenstein Libros


Corot - l'armoire secrète, eine Lesende im Kontext
- 174 páginas
- 7 horas de lectura
Camille Corot, der mit 30 Jahren erklärte, sein Lebensziel sei es, Landschaften zu malen, hinterließ dennoch eine bemerkenswerte Anzahl an Figurenbildern. Obwohl er diese begehrten Werke selten im Salon zeigte und ihnen einen privaten Rang einräumte, waren sie für ihn mehr als nur eine Nebenbeschäftigung. Mit ihnen entwickelte er eine eigene Bildgattung, um grundlegende künstlerische Fragestellungen zu bearbeiten. Zunächst dienten die Modellaufnahmen dem Künstler als Studium, um die Vorstellungskraft für das Komponieren historisch-erzählerischer Landschaftsbilder zu schulen, die mit Figuren bevölkert werden sollten. Bald wurden diese Ölstudien zu autonomen Werken, die das Figurenbild in einer Landschaftskulisse präsentierten. In seinem Spätwerk löste Corot die Figuren von anekdotischen Bezügen. Bei den allgemein gehaltenen Gestalten tritt die malerische Ausführung in den Vordergrund, die emotionale und seelische Befindlichkeiten beschreibt. Mit grundlegenden Essays zu Corot als Figurenmaler und den Traditionen, aus denen er schöpft, sowie etwa 30 ausführlich kommentierten Werkbeispielen wird der eigenwillige Weg dieses großen Künstlers bis zur Schwelle der Moderne facettenreich nachgezeichnet.