Die Transformation von Lehrerwissen.
Eine ethnographische Studie zur Entwicklung von Unterrichtsexpertise



Eine ethnographische Studie zur Entwicklung von Unterrichtsexpertise
Chancen und Risiken für die Gestaltung von Unterricht
Clemens Wieser erforscht im vorliegenden Buch sozialwissenschaftlichen Unterricht, um dessen spezifische Struktur festzumachen und ausgehend davon Möglichkeiten für Unterrichten aufzuzeigen. Er schlüsselt dafür in einem ersten Schritt Konzepte von Unterricht auf und verdeutlicht Perspektiven, mit denen Handeln im Unterricht untersucht werden kann. Im Anschluss wird ein methodologisches Programm entworfen, das die Analyse von Handlungsabfolgen und die Darstellung von Unterrichtsprozessen ermöglicht. Abschließend werden empirische Analysen vorgestellt, die Chancen und Risiken des Vermittelns und Aneignens von Sozialwissenschaft sichtbar machen und das Einlassen auf Unterrichten ermöglichen.
Der Unterricht in Schulen steht oft in der Kritik, da er häufig an den Interessen der Schüler/inne/n vorbeigeht. Diese wissen oft nicht, welche Relevanz der Unterrichtsstoff für ihr Leben hat. Um dieser Kritik entgegenzuwirken, wurden didaktische Konzepte entwickelt, darunter die „Schülerorientierung“. Dieses Konzept zielt darauf ab, den Unterricht an den Bedürfnissen und Interessen der Schüler/inne/n auszurichten. Ein zentraler Aspekt ist die Frage nach der Relevanz des Unterrichtsgegenstands für die Schüler/inne/n, wodurch Schülerorientierung zu einem fachdidaktischen Konzept wird. Der Beitrag untersucht, was Schülerorientierung im Fach „Geographie und Wirtschaftskunde“ (GW) bedeutet. Während bereits viele Vorschläge zur Umsetzung existieren, fehlt es an empirischer Forschung zur praktischen Anwendung. Eine qualitative Studie analysiert, wie Lehrer/innen das Konzept im GW-Unterricht umsetzen. Durch Gespräche und teilnehmende Beobachtungen wird rekonstruiert, wie Lehrer/innen Schülerorientierung verstehen und anwenden. Die Studie identifiziert Handlungsmöglichkeiten für schülerorientierten Unterricht und beleuchtet Herausforderungen bei der Umsetzung. Zudem wird eine Kritik am Konzept aus der Praxis entwickelt, um die Grenzen der Umsetzbarkeit aufzuzeigen. Die Werte der Schülerorientierung, wie Mitbestimmung und Berücksichtigung individueller Interessen, bleiben als notwendige Ziele des Unterrichts bestehen.