In der Renaissance waren italienische Fürsten gezwungen, raffinierte Strategien zu entwickeln, um im südlichen Heiligen Römischen Reich zu überleben. Dazu zählten nicht nur die Nutzung vielfältiger Kommunikationskanäle, sondern auch der regelmäßige Austausch von Kulturgütern über die Alpen, um ihre Macht zu festigen und kulturelle Einflüsse zu bewahren.
Dieses Buch ist nicht nur eine Biographie von Renata d'Este (1510-1575), einer französischen Prinzessin, die 1528 Ercole II. d'Este heiratete, sondern auch ein Versuch, ihr Leben zwischen Frankreich und Italien in den Kontext der religiösen Unruhen und politischen Konflikte der Frühen Neuzeit zu stellen. Die zentrale Frage ist, ob Renata, die viele Calvinisten in ihrer Umgebung beschäftigte und Johannes Calvin 1536 in Ferrara aufnahm, selbst eine Calvinistin war und somit als Ketzerin galt. Ziel dieser Arbeit ist es, das oft verzerrte Bild von Renata d'Este zu revidieren und ihre Person in die Grauzone zwischen Katholizismus und Calvinismus zu stellen, die von der neueren Forschung erkannt wurde. Diese Gruppe umfasste viele, die keinen Bruch mit der römisch-katholischen Kirche anstrebten, sondern Reformen für einen vom scholastischen Denken befreiten Glauben verlangten oder eklektische Ansätze der neuen Glaubenslehren in ihre katholische Frömmigkeit integrierten.
Bis an die Schwelle des 19. Jahrhunderts gehörten große Teile Nord- und Mittelitaliens zum Heiligen Römischen Reich, das aus verschiedenen Territorien bestand, die als kaiserliche Lehen vergeben wurden oder unter der Oberhoheit des Kaisers standen. Diese Peripherie des Reiches ist bislang unzureichend erforscht, insbesondere das 16. Jahrhundert, während das 17. und 18. Jahrhundert mehr Beachtung fanden. Es gibt nur punktuelle Untersuchungen zum Einfluss des Kaisers südlich der Alpen und zur Nutzung der Reichsgerichte durch die italienische Bevölkerung. Ähnliches gilt für die Beziehungen zwischen italienischen und deutschen Dynastien sowie die kaiserliche Patronage in Reichsitalien. Der vorliegende Band versucht, diese Forschungslücke zu schließen und umfasst Beiträge einer internationalen Tagung an der Universität Innsbruck. Die Beiträge beleuchten rechtliche, makro- und mikropolitische Dimensionen der Beziehungen zwischen dem Reich und seinen italienischen Lehen sowie Rezeptionsmuster vom 15. bis zum 19. Jahrhundert. Ziel des zweisprachigen Bandes ist es, das Mosaik der bisherigen Erkenntnisse über Reichsitalien zu ergänzen und einen Überblick über die kaiserlichen Lehen in Italien, deren Beschaffenheit und Verhältnis zum Reich zu bieten.