Wolfgang Cramer Libros





Gottesbeweise und ihre Kritik
Prüfung ihrer Beweiskraft
Wer, der sich die geistige Situation von 1967 vor Augen holt, denkt an Wolfgang Cramers Auseinandersetzung mit den Gottesbeweisen und ihrer Kritik? Und doch entfaltet die kleine Schrift aus jenem Jahr eine verborgene Langzeitwirkung, die bis heute andauert. Sie liegt in der Provokation begrundet, die Cramers Uberlegungen bedeuten. Cramer behandelt die Frage nach Gott nicht als eine religiose Frage, sondern als die philosophische Frage nach dem Absoluten - mit dem Anspruch, dass eine Philosophie des Absoluten auch nach Kants uberragender Kritik an ihr moglich sei. Das wendete sich ebenso gegen die Selbstgewissheit des nachmetaphysischen Zeitalters, wie es den kritischen Impuls, die Prufung, fortsetzte. Denen, die unvoreingenommen auf Cramers Arbeit stiessen, konnte sie so zum Stachel ihres Denkens werden - ein Stachel, der heute, wo die Positivismen von Naturalismus und Religion sich mehr denn je geltend machen, unvernutzt sticht.
Das Absolute und das Kontingente
Untersuchungen zum Substanzbegriff
Das Konzept der Letztbegründung bestimmt einflussreiche Strömungen der gegenwärtigen Philosophie. So unterschiedliche Ansätze wie die analytische Erkenntnistheorie, die formale Ontologie oder die Transzendentalpragmatik arbeiten mit ihm. Wolfgang Cramers geheimer Klassiker packt dieses Konzept an der Wurzel. Er nimmt sowohl „Letzt-“ als auch „Begründung“ ernst. Daher gelangt er zu einer Theorie vom Unbedingten, das alles Bedingte aus sich entlässt. Das steht quer zum Gängigen. Gerade dadurch provoziert es die Reflexion darauf, ob es eine Letztbegründung ohne Auskunft über das Unbedingte und Bedingte, über das Absolute und das Kontingente wirklich geben kann. Zur besseren Einordnung seiner Konzeption enthält der Band auch Cramers Artikel „Das Absolute“ aus dem „Handbuch philosophischer Grundbegriffe“.
Im Jahr 1966 erschien der erste Band einer Reihe, in der Wolfgang Cramer unter dem Titel „Die absolute Reflexion“ eine Summe seines philosophischen Lebenswerks ziehen wollte. Der zweite Band, „Gottesbeweise und ihre Kritik“, folgte 1967; die weiteren drei geplanten Bände sind nicht mehr erschienen. Dennoch arbeitete Cramer in seinen letzten Lebensjahren an seinem Gesamtvorhaben, was sich in seinen letzten Veröffentlichungen sowie in Schriften zeigt, die sich in seinem Nachlass oder bei seinen Schülern befanden. Diese Arbeiten werden nun erstmals von Konrad Cramer, dem Sohn Wolfgang Cramers, veröffentlicht. Cramers Schriften wurden von Dieter Henrich als „einziges grundlegendes systematisches Werk, das nach 1945 in Deutschland veröffentlicht wurde“ bezeichnet und stehen im Widerspruch zum Geist des „nachmetaphysischen Zeitalters“. Die Texte dokumentieren Cramers Entwicklung hin zu einer Philosophie des Absoluten, die eine systematisch begründete Bestimmung des Absoluten aus absoluter Voraussetzungslosigkeit anstrebt. Dies geht einher mit seiner Ausarbeitung einer Theorie des Geistes als Ontologie der konkreten subjektiven Singularität.