Der zweisprachige, deutsch-italienische Band geht der Frage nach, inwiefern Rezensionen in Zeitschriften zwischen 1700 und 1850 zu einem Begriff der ‚Weltliteratur‘ beitrugen, wobei ‚Weltliteratur‘ als Diskursanker rekonstruiert wird, der von Beginn an durchaus widersprüchlich eingesetzt und verstanden wurde. Bisher ausgeblendet geblieben ist die Frage nach den kommunikativen Bedingungen, die einer transnationalen Verständigung über Literatur zugrundelagen. Die Beiträge kehren zu den fundierenden Konstellationen des 18. und 19. Jahrhunderts zurück, um einen Aspekt in den Blick zu nehmen, der bisher erstaunlich vernachlässigt wurde: jenen der medialen Voraussetzungen des Weltliteratur-Diskurses. Dies ist umso erstaunlicher, als Goethe den Begriff der ‚Weltliteratur‘ nicht von ungefähr mit Blick auf die neuen Kommunikationsmöglichkeiten prägte, die das schnellste Massenmedium seiner Zeit, die periodische Presse, bereithielt. Mit Blick auf eine breite Palette von europäischen Zeitschriften wird die Rezension in ihrer kommunikationssteuernden Bedeutung für die frühe Aushandlung von ‚Weltliteratur‘ sichtbar gemacht. Die Beiträge des Bandes zeigen, wie Rezensionen die frühe internationale Debatte allererst ermöglichten und nachhaltig prägten.
Anita Traninger Orden de los libros



- 2023
- 2012
Disputation, Deklamation, Dialog
Medien und Gattungen europäischer Wissensverhandlungen zwischen Scholastik und Humanismus
- 332 páginas
- 12 horas de lectura
Die epistemologische Wende der Renaissance gründet unweigerlich auf Institutionen und Organisationsformen von Wissen, die sich als stabil gerieren. Sie modifizieren ihre Mechanismen nur in langsamen Umwälzungsprozessen, die einer anderen Zeitlichkeit folgen als die Programm- und Kontroversschriften. So bleibt die in der Scholastik ausgeprägte Disputation weiter ubiquitäre und zugleich ephemere Verhandlungsform von Wissen, die Dialektik weiterhin neben der neu aufstrebenden Rhetorik verbindliche Argumentationslehre. Anita Traninger geht der Frage nach, in welcher Weise die Disputation die Herausbildung der von Humanisten präferierten Gattungen des theoretischen Diskurses prägte, allen voran der Deklamation und des Dialogs. Sie leistet damit einen dezidiert literaturwissenschaftlichen, komparatistisch angelegten Beitrag zur Wissensgeschichte der Vormoderne.
- 2001
Mühelose Wissenschaft
Lullismus und Rhetorik in den deutschsprachigen Ländern der Frühen Neuzeit