Dagmar Bechtloff Libros

Welche Bedeutung hatte christliche Mission für die Verbreitung zivilisatorischer Neuerungen im Wechselspiel europäischer Expansionsbestrebungen und regionaler Selbstbestimmung? Bislang gab es hierzu keine Untersuchungen. Im Zentrum der Ausführungen stehen die Bemühungen einer katholischen Mission durch Portugal im 17. Jahrhundert sowie die vergleichbaren britisch-protestantischen Versuche im 19. Jahrhundert auf Madagaskar und die Reaktion einheimischer Herrscher, die keineswegs naiv auf die Fremden reagierten, sondern – wenn auch erfolglos – deren Ziele für regionale Machtinteressen zu nutzen suchten. Detailliert und kenntnisreich wird in der vorliegenden Monographie der Frage nach dem Wechselspiel neuzeitlicher regionaler und globaler Vernetzungen nachgegangen.

Don Luis de Carvajal y de la Cueva, der erste Gouverneur des Nuevo Reino de León, und seine Familie werden oft als Beispiele für die Judenverfolgung in Spanischamerika und die überseeische Inquisition erwähnt. Die Frauen der Familie Carvajal werden meist stereotyp als schön, seelisch labil oder tiefreligiös beschrieben. Diese Fokussierung auf die Verfolgung verdeckt jedoch ihre Identität als Individuen mit eigenen Lebensträumen und -zielen. Don Luis und die Frauen Carvajal lebten in einer Zeit des Wandels und verstanden sich als starke Persönlichkeiten. Dies gilt für Portugal/Spanien sowie die Kapverdischen Inseln und Neuspanien. Dagmar Bechtloffs Studie beleuchtet die Forschungslücken im Zusammenspiel europäischer, afrikanischer und amerikanischer Kulturen, die durch die spezifische Umwelt Amerikas zu einem neuen Ganzen wurden. Sie analysiert den bisher vernachlässigten Einfluss der sefardisch-neuchristlichen Kultur und trägt wesentlich zur Frauen- und Geschlechtergeschichte von Menschen indianischer, europäischer, kreolischer, afrikanischer, mestizischer oder mulattischer Herkunft bei.