Gerechtigkeitsdiskurse gehören zu den klassischen Themen der Philosophie, denn sie untersuchen, was jedem Menschen für ein gesellschaftlich angemessenes Überleben zugestanden werden muss. Diese Suche nach Gerechtigkeit erfolgt heute in einer radikal globalen Perspektive, da das Nebeneinander von Überfluss und tödlicher Not durch Medien, moderne Kommunikationsmöglichkeiten und vernetzte Ökonomien für jeden Menschen sichtbar und erfahrbar ist. Unter dem Schlagwort »Entwicklung« treten die Ergebnisse und Auswirkungen des Gerechtigkeitsdiskurs für das Leben des Menschen deutlich hervor. Sie betreffen dabei nicht nur den Bereich der Politik sondern sie erhellen auch in grundlegender Weise die Suche nach normativen Ordnungen für das Zusammenleben von Menschen auf der ganzen Erde. Dieser Tagungsband bietet zunächst eine theoretisch-anthropologische Grundlegung, die den weiten Begriff der Entwicklung vor allem in der Auseinandersetzung mit T. W. Pogge pointiert. Daran schließt sich eine Diskussion an, die zum einen die Diskurse um Nachhaltigkeit und Umweltethik aufnimmt und zum anderen interkulturelle Perspektiven vorstellt, die die Relevanz der Vermittlung zwischen divergierenden Konzepten guten Lebens in der Entwicklungszusammenarbeit deutlich machen.
Markus Demele Libros


Entwicklungspolitik als Arbeitspolitik
Kultursensible Decent Work-Strategien der International Labour Organization
Die Moden und Methoden der Entwicklungspolitik wandeln sich rasant, wobei die zentrale Rolle der Arbeit oft übersehen wird. In den letzten Jahren haben Krisen auf den Finanz- und Arbeitsmärkten die Diskussionen um eine neue Global Governance-Architektur verstärkt. Dennoch spielt die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in diesen Debatten eine untergeordnete Rolle. Markus Demele interpretiert die Agenda für menschenwürdige Arbeit der ILO als grundlegende Entwicklungsstrategie und untersucht ihre Umsetzbarkeit am Beispiel des Decent Work Country Programmes in Kenia. Er setzt die Agenda in Beziehung zu traditionellen und aktuellen Entwicklungsparadigmen sowie deren Kritiken, etwa der Post-Development-Schule. Demele argumentiert, dass Entwicklungspolitik künftig als internationale Arbeitspolitik verstanden und gestaltet werden sollte. Dadurch könnte der ILO eine zentrale Rolle im internationalen Gefüge zukommen. Indem sie den Sozialdialog durch die Einbeziehung zivilgesellschaftlicher Akteure und kultureller Institutionen erweitert, kann die ILO in Entwicklungsländern arbeitsrechtliche Normen mit hoher Legitimität formulieren und umsetzen. Zudem werden Empfehlungen zur institutionellen Weiterentwicklung der ILO und ihrer Rolle in einer zukünftigen Global Governance-Architektur gegeben, um universale Arbeitsrechte global durchsetzbar zu machen und den Menschen in unterschiedlichen sozioökonomischen Kontexten die Freiheit zu geb