Rainer Wenrich Libros






Zeitgeschichte im Museum
Das 20. und 21. Jahrhundert ausstellen und vermitteln
In dem gegenwärtigen Zeitfenster und seinen Diskontinuitäten der Globalisierung, einer Fluktuation der Güter, der Volatilität der Märkte und vielfachen Migrationsbewegungen, in denen gleichermaßen nach Orientierung gesucht und Nachhaltigkeit angestrebt wird, treten Begriffe wie Heimat und Identität, meist zusammen genannt, häufig sowohl im Plural artikuliert als auch mit einem Fragezeichen versehen, verstärkt an die Oberfläche. Sie sind wertvoll und fragil, sie bedingen einander und sie sind in hohem Maße als Themenfelder von vielschichtigen Diskursen zu betrachten. Anzumerken ist, dass diese Begriffe, und dies meist ohne Blick auf die Wurzeln und den Wandel ihrer Bedeutungen, in einem Moment als Anachronismus abgetan und im nächsten Moment bedenklich instrumentalisiert werden. Von daher ist das Nachdenken darüber, welche Rolle Heimat(en) und Identität(en) für unser gegenwärtiges und künftiges Zusammenleben spielen, dringlicher als je zuvor. Der vorliegende Band stellt sich dieser Aufgabe und zeigt mit seinen Beiträgen Umgangsweisen und Zugangswege mit und zu den Konzepten von Heimat und Identität. Dabei werden keine fertigen Lösungen im Sinne von best practice für die Museen im politischen Raum angeboten. Die Herausgeber möchten für einen offenen Diskurs sensibilisieren, der aufzeigt, auf welche Weise Museen im frühen 21. Jahrhundert in gesellschaftlicher Vielfalt agieren.
Migration im Museum
Museumsbesuche für Menschen mit Fluchthintergrund
Im Verlauf des vergangenen Jahrzehnts haben Museen überall auf der Welt damit begonnen, auf gesellschaftliche Veränderungsprozesse zu reagieren. Sie erkennen verstärkt das Ermöglichen kultureller Teilhabe als einen der Kernbereiche ihrer Aufgaben in allen Feldern des Museums. Museen sehen sich in der Pflicht, Menschen unterschiedlicher Herkunft die Inhalte von Sammlungen und Themen von Ausstellungen näher zu bringen. Es gibt zahlreiche Publikationen, die sich dem Themenbereich Migration und seiner Bedeutung für das gesamte Museumswesen aus unterschiedlichen Perspektiven nähern. Viele widmen sich dem Thema auf der Grundlage einer wissenschaftlich-theoretischen Auseinandersetzung. Seltener dagegen sind aus der Praxis herrührende Veröffentlichungen, welche die Museumspädagogik als Ausgangspunkt für eine auf die jeweilige Zielgruppe bezogene und dabei an Diversität orientierte Kunst- und Kulturvermittlung erkennen. Der Band verfolgt daher das Ziel, handlungsorientierte Lösungsansätze zur kulturellen Partizipation zu präsentieren. Bei der Publikation handelt es sich bereits um den zweiten Band der Reihe „Kommunikation, Interaktion und Partizipation. Kunst- und Kulturvermittlung im Museum am Beginn des 21. Jahrhunderts”. Er thematisiert den Bereich „Migration im Museum“ als Aufgabe gegenwärtiger und künftiger Kunst- und Kulturvermittlung und entstammt dem professionellen Arbeitsumfeld der Bayerischen Museumsakademie. Der Band präsentiert aktuelle Vermittlungsmodelle aus der Perspektive von PraktikerInnen und zeichnet sich durchgehend durch eine Vielfalt der präsentierten Konzepte aus. Letztere sind in der Praxisnähe der AutorInnen begründet, die den Aufsätzen die größtmögliche Authentizität verleiht. Aus dem breiten Tätigkeitsfeld der AutorInnen als VermittlerInnen, KonzeptorInnen, KuratorInnen und MuseologInnen ergibt sich die Multiperspektivität in der Darstellung der Thematik.
Kommunikation, Interaktion und Partizipation
Kunst- und Kulturvermittlung im Museum am Beginn des 21. Jahrhunderts
Mit den im Titel der Publikation genannten Begriffe Kommunikation, Interaktion und Partizipation wird die Institution Museum am Beginn des 21. Jahrhunderts konturiert. Mit ihrer Hilfe lassen sich die gegenwärtigen Entwicklungen im gesamten Museumswesen und damit insbesondere der Kontext der Kunst- und Kulturvermittlung im Museum verdeutlichen. Bei dieser Darstellung der Begriffe als Eckpunkte des gegenwärtigen Museumswesens ergeben sich durchaus Schnittmengen, aber gleichzeitig zeigt das Museum mit seiner fortschreitenden Öffnung nach außen, dass es die Gesellschaft in der aktuellen Breite ihrer Verfasstheit einlädt, an der Kultur teilzuhaben und diese gleichsam mitzugestalten. Häufig wird das Museum auch als Lern-, Erlebnis- und Erfahrungsraum umschrieben und avanciert dabei angesichts der Anforderungen und Bedürfnisse unserer Zeit als Raum der Kommunikation, Interaktion und Partizipation zu einem regelrechten Paradigma der Vermittlung. Die Publikation möchte deshalb den Diskurs in diese Richtung eröffnen. Sie stellt aber ganz bewusst keine Aneinanderreihung von best-practice-Modellen dar. Vielmehr will sie Handlungsorientierungen und Anstöße zur Diskussion geben. Bei den Beiträgen handelt es sich um überarbeitete Vorträge zu Thementagungen der Bayerischen Museumsakademie aus den Jahren 2014 und 2015. Darüber hinaus erscheinen Aufsätze, die grundlegende Themenfelder des Museums- und Ausstellungswesens aufgreifen. Die Textsammlung zeichnet sich durch Vielfalt in der professionellen Konzeption der präsentierten Inhalte aus. Diese ist in der Praxisnähe der AutorInnen begründet, die den Aufsätzen die größtmögliche Authentizität verleiht. Eine daraus hervorgehende Multiperspektivität ergibt sich aus dem breiten Spektrum der namhaften AutorInnen als VermittlerInnen, KonzeptorInnen, Museumsleitungen, KuratorInnen, MedientwicklerInnen und MuseologInnen.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beginnt die bildende Kunst die inhärenten Qualitäten der Kleidermode zu erschließen. Kleidungsstücke erscheinen von diesem Moment an nicht mehr ausschließlich als Attribuierung der dargestellten Figuren und motivisch dokumentierbare Rangabzeichen, kompositorische Accessoires oder Kennzeichen maltechnischer grandezza, sondern bewegen sich verstärkt als gestalterischer Eigenwert in den Materialkanon künstlerischer Produktions- und damit Ausdrucksmöglichkeiten hinein. Gleichzeitig orientieren sich Modemacher an künstlerischen Konzeptions- und Gestaltungsformen innerhalb der Herstellung und Präsentation ihrer Kleidungsstücke. Der daraus erwachsende Dialog zwischen den beiden ästhetischen Feldern von Kunst und Mode reicht durch das ganze 20. Jahrhundert bis in das aktuelle Kunstschaffen und wird dabei von großangelegten Einzel- und Gruppenausstellungen begleitet. Diesen Vorgang gilt es einer näheren Betrachtung mit dem Ziel der didaktisch-diskursiven Brechung aus der Sicht des Faches Kunst zu unterziehen. Im Hinblick auf eine immer notwendiger erscheinende handlungsorientierte Akzentuierung innerhalb der kunstpädagogischen Vermittlung liefert die weithin erkennbare wechselseitige Beeinflussung von Kunst und Mode grundlegende Ansatzpunkte.
Kleidung und Bildende Kunst, Kleidung und Architektur, Kleidung und Politik - in der Kleidermode finden sich vielfache mediale Wechselwirkungen. Kleidung, wenn sie zu Mode, also zu einer kulturellen Praxis wird, besitzt eine eigene Medialität und integriert als Mittlung zwischen Subjekt und Umwelt Themen wie Globalisierung, Nachhaltigkeit und Transkulturalität. Die Beiträge des Bandes mit einem Vorwort von Harold Koda (Costume Institute/Metropolitan Museum of Art, New York) zeigen: Internet, Blogs und die Verbreitung über soziale Netzwerke lassen die Kleidermode eine neue Ebene des kommunikativen Austauschs formen. Diese Entwicklungen haben Konsequenzen für die Weiterentwicklung modetheoretischer Ansätze und der Konstitution einer Wissenschaft der Mode.