Was ist das große Ganze und wie funktioniert es? Was unterscheidet eine Ordnung, die man nicht mehr überblickt, vom Chaos? Micha Payer und Martin Gabriel, die seit 17 Jahren als Künstlerkollektiv tätig sind, beschäftigen sich mit der Komplexität des Daseins. „Die kosmische Zwangsläufigkeit des Lebens“ lautete der Titel der Ausstellung, mit der die Stipendiaten der ZF Kunststiftung 2017 im Zeppelin Museum in Friedrichshafen zu Gast waren. Bei der Formfindung spielen Wiederholung und Variation eine zentrale Rolle. Detailgetreu auf 100 DIN-A4-Blätter haben Payer und Gabriel den Eisenmeteorit gezeichnet, der am 26. Mai 1751 nahe Zagreb auf die Erde stürzte. „Apologie des Zufälligen“ lautet der Titel ihrer Zeichnungen, und mit einer geradezu wissenschaftlichen Akribie vertiefen sich Payer und Gabriel in die Ordnungsprinzipien und Gesetzmäßigkeiten einer Welt, die zunehmend komplizierter wird.
Micha Payer Libros


Aus Fragmenten ... Eine Welt
Abbild Abfall Zwilling Zwang
In Form einer wissenschaftlichen Enzyklopädie versammelt das Künstlerpaar Micha Payer und Martin Gabriel ausgewählte Passagen aus philosophischen und populärwissenschaftlichen Schriften, Statements von KünstlerInnen und eigene Texte. In Wechselbeziehung zu ihren detailreichen, beinah überbordenden zeichnerischen Arbeiten gesetzt, geben sie eine vielfach verzweigte Einführung in ihre kaleidoskopischen Bilderwelten, in denen sie „intuitiv zivilisatorische Fragen des Daseins“ (Die Presse) erörtern. Wir verstehen unsere Zeichnungen als Zusammenführung verschiedener Welten, als Synopsis, als Zusammenschau. Wir beziehen uns auf ein breites, vielfältiges Bildrepertoire, aus antiquarischen Büchern, Bildern aus dem Internet, Fotografien und persönlichem Material. Die Zeichnungen, die als Fragmente verschiedener Zeiten, Welten und Medien am Ende eines langen Prozesses dastehen, sind dann nicht nur Spiegelung dessen, sondern begreifen sich als eigene Welten, insofern ist unser Zeichnen selbst eine Weise, Welten zu erzeugen. (Statement Payer& Gabriel, 2014)