Am 3. April 1947 berichtete die Norddeutsche Zeitung über die Verurteilung von Friedrich Hildebrandt, dem ehemaligen Gauleiter Mecklenburgs, durch ein amerikanisches Militärgericht wegen des Kriegsverbrechens der Ermordung notgelandeter amerikanischer Flieger. Die Kürze der Mitteilung war bemerkenswert, insbesondere angesichts der bedeutenden Medienpräsenz, die Hildebrandt in den Jahren vor dem Kriegsende genoss. Seine Karriere vom Landarbeitersohn zum Reichsstatthalter wurde prägnant zusammengefasst: „Der Weg der nationalsozialistischen Bewegung im Gau Mecklenburg ist der Weg des Nationalsozialisten Friedrich Hildebrandt.“ Er bereitete rhetorisch den Weg für die NS-Diktatur und folgte ihr bis zu ihrem Untergang. Ralf Salomon hat den Werdegang dieses Mannes im Kontext von Revolution und Reaktion detailliert nachgezeichnet. Die sorgfältig recherchierte Biografie beleuchtet viele Facetten des widersprüchlichen Charakters und Wirkens Hildebrandts und zeigt die Motive sowie Mechanismen der zerstörerischen Dynamik des NS-Terrorregimes auf. Durch die Verknüpfung von Biografie und Zeitgeschichte bietet der Autor einen tiefen Einblick in die nationalsozialistische Vergangenheit Mecklenburgs und regt zu einem neuen kritischen Blick auf diese Ära an.
