Politik der Ungewissheit
Grenzen postmoderner Sozialphilosophie in Anschluss an Richard Rorty, Zygmunt Bauman und Oliver Marchart



Grenzen postmoderner Sozialphilosophie in Anschluss an Richard Rorty, Zygmunt Bauman und Oliver Marchart
Radikaldemokratische Theorien für die 2020er Jahre
Rechtspopulismus und Autoritarismus, Auseinandersetzungen um »Identitätspolitik«, die Digitalisierung der öffentlichen Debatte und die Macht von Verschwörungstheorien führen zu tiefgreifenden sozialen, kulturellen und politischen Transformationsprozessen. Für die Untersuchung dieser Transformationen sind die Theorien des Politischen und der radikalen Demokratie besonders geeignet, da sie die grundsätzliche Fragilität der liberalen Ordnung analysieren. Fraglich ist jedoch, ob die radikaldemokratische Forderung nach einer Disruption der liberalen Ordnung die richtige Antwort auf die beschriebenen Transformationen ist. Die Beiträge unternehmen eine kritische Revision der Theorien des Politischen und erschließen damit das gegenwartsanalytische Potential radikaldemokratischer Ansätze für die 2020er Jahre.
Die Geschichte des Politischen ist eng mit der Angst verbunden, die sowohl als Begründungsinstanz als auch als Herrschaftsinstrument das politische Leben prägt. In der Philosophie wird Angst als Furcht vor dem Unbestimmten und Unkontrollierbaren verstanden. Sie spiegelt die Suche nach Gewissheit und Sicherheit sowie den damit verbundenen Zweifel wider. Das Phänomen bewegt sich zwischen der Ohnmacht gegenüber Natur, Göttern, Staat und anderen Menschen und der Freiheit, in diesem Raum zu handeln und Entscheidungen zu treffen. Wenn Politik als Bewältigung von Angst konzipiert wird, stellt sich die Frage, warum sie gleichzeitig der Ort ist, an dem wir ständig mit Ängsten konfrontiert werden. Die Gegeneffekte von Angst scheinen umso stärker, je rigider die Bewältigungsmuster sind. Sind die Konzepte des Politischen einseitig angstinduziert? Das Buch untersucht diese Fragen und zeigt, wie das Verhältnis von Gewissheit und Zweifel, Ohnmacht und Freiheit im Politischen aufgelöst werden kann. Die zentrale These besagt, dass unter dem Begriff „Politiken der Gewissheit“ ein Ordnungsparadigma vorherrscht, das primär aus Angst resultiert. Eine Verbindung philosophischer und politisch-philosophischer Angstbegriffe verdeutlicht, dass eine normative Reflexion des Politischen das Dilemma der Angst als Bedingung ihrer Möglichkeit anerkennen muss.