Zivilgesellschaft in Kosovo
Zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Kosovo ist ein junger Staat, der sich 2008 nach einem bewaffneten Konflikt von Serbien unabhängig erklärte. Die internationale Gemeinschaft ist sowohl vor als auch nach dieser Unabhängigkeitserklärung aktiv im Land, um Stabilität und Demokratie zu fördern. Ein zentraler Ansatz besteht darin, zivilgesellschaftliche Organisationen zu unterstützen, die Kosovaren zu mündigen Bürgern erziehen und ihnen eine kritische Stimme gegenüber der Politik verleihen sollen. Die Ergebnisse sind jedoch ernüchternd. Statt klassischer Vereine zeigen sich Hybridformen: NGOs erfüllen zwar die formellen Anforderungen westlicher Geldgeber, spiegeln jedoch in ihrem Inneren die sozialen Organisationsmuster Kosovos wider, die oft partikularistisch oder klientelistisch sind. Diese Muster sind auch in staatlichen Institutionen zu finden, die ebenfalls meist formell die Vorgaben westlicher Geldgeber erfüllen. Die Diskrepanz zwischen formellen und informellen Strukturen zieht sich durch alle Ebenen. Die Dissertation untersucht diese Inkompatibilität zwischen den gewünschten Ergebnissen und den tatsächlichen Verhältnissen, ohne dabei mit einem moralischen Zeigefinger auf die Gesellschaften des Südens zu zeigen. Stattdessen wird ein kritischer Blick auf die Wunschkonstrukte der Zivilgesellschaft geworfen, um ein länger etabliertes Konzept zu hinterfragen, das die Außenpolitik vieler nordatlantischer Staaten im Bereich der Demokratieförderung beeinflusst.
