Die besten Jahre
Gedichte
Erst als die DDR sich auflöste und die Mauer fiel, begann ich Gedichte zu schreiben. Verliebt fühlte ich, als ob sich ein Betondeckel von meiner Seele hob. Seitdem dokumentieren die Gedichte in einem Logbuch die Ereignisse meines Lebens, sie spiegeln meine „education sentimentale“ über mehr als zwanzig Jahre wider. Im Mittelpunkt steht stets ein Erlebnis, dessen Erschütterungen einen Mischmasch aus Gefühlen und Gedanken hervorrufen. Ich finde Worte, die sich verbinden, während Verdrängtes an die Oberfläche kommt und sich mit dem Aktuellen vereint. Klang und Reim beschwören das Unwiederbringliche, während Zeilenbruch und Rhythmus die tektonischen Verschiebungen des Geschehens widerspiegeln. Die Gedichte folgen dem Verlauf der Jahre und geben Einblick in meine Biografie. Sie ziehen die Summe der „besten Jahre“ und reflektieren die Ironie des Titels, der den Erfahrungen mit Krebs, Kinderlosigkeit und dem frühen Tod geschuldet ist. Doch das Leid wird durch die Liebe zum Leben, die Freude am Sex und die Begegnung mit der erneuernden Natur aufgehoben. In der Wiederkehr der Themen zeigen sich sowohl Kontinuitäten als auch Wandel. Die Gedichte, die die Lebensmitte überschreiten, sprechen von all dem und vereinen erzählerische Elemente mit Binnenreimen, die den nötigen Schwung verleihen. Einige Texte nutzen auch Mittel des Rap und der experimentellen Lyrik, doch ihr gemeinsames Fundament bleibt das Existentielle.
