Seine Wege durch die Großstadt führen immer wieder zurück an einen bestimmten Ort: Eine winzige Bar in einem unauffälligen Stadtteil, die für ihn zur „nächtlichen Universität“ wird. Dort, lange nach Mitternacht, begegnet er, der Flaneur der „Tokyo Fragmente“, geheimnisumwitterten Gestalten… Der Schriftsteller Leopold Federmair lebt seit 16 Jahren in Japan. Ein Jahr vor dem Tsunami und dem Atomunfall in Fukushima begann er, Wahrnehmungen und Episoden seiner ausgedehnten Spaziergänge in Tokyo aufzuzeichnen. Das Endergebnis ist kein Blog und kein herkömmliches Tagebuch, sondern eine Serie von zugleich dispersiven und höchst konzentrierten Betrachtungen, die jeweils Aufenthalte von drei oder vier Tagen umfassen. Zunächst als Work in progress angelegt, entwickelt sich der Text zu einer Erzählung. Da die nächtliche Bar mit einem Bein in der Gegenwart und dem anderen in der Vergangenheit steht, kommt immer wieder auch die Geschichte der Stadt ins Spiel. Nach und nach kristallisieren sich Handlungsstränge heraus und die offene Form wird unmerklich zu einer geschlossenen. Mit staunendem Vergnügen lässt sich der Leser verwinkelte Gässchen, himmelsnahe Wolkenkratzer-Etagen, Krautacker und Shinto-Schrein, Krankenhaus und Izakaya, Konbini und Kindergarten, Kabukitheatern und Minikino, die Hügel, Flüsse und versteckten Wasserläufe Tokyos zeigen.
Federmair Leopold Libros






"Die Erfahrung der Nacht" von Marcel Béalus ist ein surrealistischer Roman, der die Geschichten von Augen, Händen, Berührungen und Schweigen verwebt. Die Hauptfigur Arcel Adrien begegnet fortlaufend neuen Rätseln, während sich Identität, Raum und Zeit ständig verändern. Eine humorvolle und schaurige Erzählung über Genesung und Nebenwirkungen.
Leopold Federmair nennt sein neues Werk „Essais“ nach französischer Schreibart, das auf das Hauptwerk von Michel de Montaigne anspielt. Es handelt sich also um erzählende, mäandernde Annäherungen an einen Komplex von Themen, die sich unter der Vorstellung des Parasitentums zusammenfassen lassen. Das Buch beginnt mit einem „Lob des Parasiten“. In dem Text arbeitet der Autor das kreative Potenzial parasitärer Existenzformen heraus. Überflüssig geworden sind heute nicht nur zahllose berufliche Existenzen, sondern möglicherweise die Menschheit selbst, die sich mehr und mehr auf intelligente Maschinen verlässt. Mit dem Ausdruck „beide Welten“ ist ebendiese Duplizität des Virtuellen und des Realen gemeint. Hinzu kommt eine zweite Wortbedeutung: Federmair hat gleichzeitig mehrere Weltgegenden im Auge, vor allem Westeuropa und Ostasien. Im zweiten Essai steht die Digitalisierung und der „neue Mensch“ im Zentrum. Für den dritten Essai hat Federmair in seiner Heimat sowohl Flüchtlinge als auch ihre österreichischen Helfer befragt, die diese zugewanderten „Parasiten“ während der sogenannten Flüchtlingskrise betreuten. Abgerundet wird der Band mit einer Auseinandersetzung zum Konzept eines neoliberalen „Terrors der Ökonomie“. Ist diese Interpretation unserer Gegenwart noch haltbar? Sind wirklich alle Utopien überflüssig geworden?
Die lange Nacht der Illusion
- 285 páginas
- 10 horas de lectura
Ein Mann, den es an den Rand der Welt verschlagen hat, wird sich bewusst, dass er an die Grenzen seiner Möglichkeiten gekommen ist. Der Übersetzer hatte sich einst vorgenommen, das Hauptwerk Yukio Mishimas angemessen ins Deutsche zu übertragen, und muss sich nun eingestehen, dass er es nicht schaffen wird. Gleichzeitig sieht er seine halbwüchsige Tochter aufblühen, was ihn nicht nur stolz macht, sondern das Gefühl des Scheiterns verstärkt.Seine Frau ist aus Tokyo an den Rand Japans gezogen, weil ihre Firma das für notwendig befunden hat. Sie vermisst ihre Tochter, weiß aber auch, dass sie nicht zu ihrem Mann zurückkehren kann. Als sich in der endlosen Regenzeit eine Naturkatastrophe anbahnt, scheinen sich die Verhärtungen zu lösen...Erneut ist Japan in Leopold Federmairs aktuellem Roman Schauplatz der Handlungen, das ferne Land wird aber mehr und mehr zum vorausweisenden Sinnbild gesellschaftlicher Entwicklungen und Erstarrungen, wie sie sich heute in vielen Weltgegenden abzeichnen.
Der unsichtbare Thron
Und andere Erzählungen
Ein Mann bleibt zurück, seine Frau geht auf Forschungsreise. Der Urlaub einer Familie droht zu kippen, als ein unliebsamer Gast erscheint. Eine Frau verfolgt den Vogelflug. Ein in sich gekehrter Junge legt seiner Großmutter ein Schneckenhaus ins Grab. Eine Frau möchte doch einfach nur ein Kabel umtauschen! Die Geschichte eines Kirschbaums wird zur Geschichte eines Lebens. Ein Paar, ein romantisches Essen zu zweit: entzweit. Menschen werfen Fragen auf, scheitern am Nächsten und hüten ihre verborgensten Geheimnisse. Mystische Tiere philosophieren über das Leben, Musen streiten darüber, wie eine Geschichte erzählt werden kann. Eugenie Kain verleiht nicht den Lauten und Schrillen eine Stimme, sondern den Leisen, kaum Wahrnehmbaren. Denen, die an den Rand gedrängt oder in sich gefangen sind, denen niemand zuhört. Doch wir hören sie durch die Autorin und werden wundersam berührt. Diese neun Geschichten winden sich um das Lebensglück. Eugenie Kain ist eine große Beobachterin der kleinen Dinge. „Eugenie Kains Literatur besticht durch ihren lakonischen, glasklaren und unsentimental-nüchternen Tonfall. Zu ihren Stärken gehört, dass Kain mit wenigen Strichen scharfe Kontraste schafft, die voll bösem Witz sind.“ Karin Cerny, Falter
Aus der Zukunft des Romans
Zur Relevanz des Schreibens
In welchen gesellschaftlichen Räumen können sich zeitgenössische literarische Werke entwickeln, in welchen wirksam werden? Auf welche Weise sind sie gesellschaftlich noch verankert? Gesellschaftlich im weitesten Sinn: in literarischen, künstlerischen, wissenschaftlichen, kulturkritischen, sozialen, politischen Räumen. Diese Fragen bildeten den Ausgangspunkt von einer von der Wiener Alten Schmiede angezettelten Veranstaltung, die zur zentralen Fragestellung nach der Zukunft des Romans führte. Wobei Leopold Federmair und Olga Martynova, den Hauptakteur: innen dieses als Briefwechsel angelegten Dialogs, die doppelte Stoßrichtung des Begriffs »Zukunft« wichtig war: Welche Zukunft hat das Genre Roman? Und: Welche Rolle wird die Zukunft (auch im Sinne von Utopie) in dieser literarischen Gattung künftig spielen? Ausgehend von einem Memo-Zettel Italo Calvinos mit Vorschlägen für eine Literatur des 21. Jahrhunderts entwickelte sich ein spannender Gedankenaustausch durchaus entlang der großen Themen und großen Namen der Literaturgeschichte, ohne jedoch in ein Namedropping zu verfallen und ohne die zentrale Frage der Formsuche und -findung aus den Augen zu verlieren. Wenn hier einer Weltliteratur das Wort geredet wird, dann im Sinne von welthaltig. Dieser von Martynova und Federmair in Gang gesetzte Briefroman wurde in einer zweiten Phase des Projekts von Peter Henisch und zwei jüngeren Autor: innen kommentierend fortgeführt: Anna Weidenholzer und Robert Stripling. In einer dritten und letzten Phase trafen sich die Protagonisten mit dem Dichter Ferdinand Schmatz unter der Diskussionsleitung von Kurt Neumann, um diese Expedition in die Zukunft – nein, nicht abzuschließen, sondern – in ihrer Mehrstimmigkeit offen zu halten. Die vorliegende Publikation setzt zum einen die seit vielen Jahren gepflegte Zusammenarbeit zwischen der Alten Schmiede und Sonderzahl fort, zum anderen präsentiert sie ein gemeinsames Anliegen für eine geneigte Leserschaft: Interferenzräume zwischen Literatur und unterschiedlichen Wissensbereichen essayistisch zu erschließen.
Rosen brechen
Österreichische Erzählungen
Leopold Federmair gilt als polyglotter, interkultureller Autor. Seine Romane und Erzählungen spielen in Argentinien, Paris, Mexiko oder Japan. Dabei wird oft seine feste Verwurzelung in der (west)österreichischen Sprache und Kultur übersehen. Seit er Anfang der neunziger Jahre Bücher zu veröffentlichen begann, ist er in seinem Schreiben immer wieder zu dieser Herkunftswelt zurückgekehrt. Mit seinem neuen Erzählband „Rosen brechen“ zieht Federmair einen vorläufigen Schlussstrich unter seine jahrzehntelange Auseinandersetzung mit den Prägungen durch die österreichische Provinz. Er erzählt darin die Geschichte eines Feldes, schildert die magische Welt der frühen Kindheit, legt den Finger in immer noch offene Wunden, zugefügt durch Kindes - missbrauch und eine allzu strenge Moral im katholischen Milieu, aber auch durch Grausamkeiten, zu denen Kinder und Jugendliche selbst fähig sind. Wir alle tragen unsere Kindheit, unsere Jugend in uns und zehren davon. Literatur öffnet den Zugang zu anderen Welten – auch das ist Thema in diesem Erzäh len, das zuletzt auf die Beschwörung von Befreiungsversuchen hinausläuft, von denen nicht alle zum Scheitern verurteilt sind. Denen, die es noch nicht wissen, wird „Rosen brechen“ zeigen, dass Federmair einer der vielseitigsten und spannendsten Erzähler der österreichischen Gegenwarts - literatur ist.



