In seinem dritten Aphorismenband zeigt Heimito Nollé erneut, dass die totgesagte Gattung des Aphorismus lebt. Seine Wort- und Gedankenspiele umkreisen sowohl die großen Menschheitsthemen wie auch Alltägliches und scheinbar Banales. Der selbstironische Titel "Defizitate" verweist zum einen auf eine Haltung, die Erkenntnis stets als unvollkommen und somit defizitär betrachtet. Zum andern verabschiedet sich Nollé von der gängigen Vorstellung des Aphorismus als bedeutungsschwangeren Sinnspruch. Was bleibt, sind kluge, hintergründige und oft auch komische Einzelbetrachtungen einer aus den Fugen geratenen Welt.
Heimito Nolle Libros




Zum Buch: „... Gegenüber den etablierten Gattungen hat der Aphorismus den Vorteil der Narrenfreiheit. Wer nicht für vollgenommen wird, kann aus dem Vollen schöpfen. Dabei ist das Spielfeld für den Aphorismus erstaunlich gross: Es reicht vom Alltäglichen zum Philosophischen, vom Trivialen zum Poetischen, vom Verspielten zum Polemischen. Im vorliegenden Bändchen habe ich gesammelt, was mir in den letzten Monaten auf- und zugefallen ist. Nicht immer waren das Münzen, in manchen Fällen nur Bierdeckel, fast immer aber Fundstücke aus den Aussenbezirken des zeitgeistigen Denkens: Randgut eben.“ (Heimito Nollé, aus dem Vorwort)
Scherbengerichte
Aphorismen
Im Aphorismus wird die Sprache zu einem Skalpell, das die Welt auf höchst elegante Weise mit Einsicht und Sarkasmus seziert. Heimito Nollé setzt ihr ein aus ihren eigenen Stücken und Scherben gekochtes Gericht vor, das ihr - und mit ihr den Lesenden - lange im Hals stecken bleibt. Die tollhäuslerischen Tendenzen der Gegenwart sind bei ihm in bitterböse Sprachspiele verbannt. Nollé macht die verkannte Form des Aphorismus in seinem neuen Buch zu einem sehr aktuellen Fanal.