Die Untersuchung betrachtet die mystische Epigrammatik Schefflers aus der philosophischen Perspektive der Theosophie Jacob Böhmes. Obwohl der Einfluss Böhmes auf Schefflers Werk anerkannt ist, fehlen umfassende Interpretationen, die Böhmes philosophisches Werk als Grundlage für die Textdeutung von Schefflers Poesie nutzen. Diese intertextuelle Deutung ermöglicht es, inhaltlich verwandte Aussagen beider Autoren zu vergleichen und durch Böhmes originelle Neuinterpretation zentraler Begriffe der Theosophie und Mystik die Schefflerschen Epigramme neu zu beleuchten. Im Fokus stehen zwei zentrale Begriffe: „paradoxa“ und „Göttliche beschauligkeit“. Ziel ist es, die spezifische theoretische und poetische Interpretation des Paradox-Begriffs in Schefflers Vorrede zum Wandersmann und in den Sprüchen zu erarbeiten, nachdem der breitere Kontext des Paradox-Diskurses im 16. und 17. Jahrhundert anhand repräsentativer Beispiele verdeutlicht wurde. Zudem wird die Böhmesche Lehre der Gottesschau, die verschiedene Sinne wie Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen umfasst, herangezogen, um die poetische Konzeption der Offenbarungswahrnehmung im Wandersmann zu skizzieren. Aus der spezifisch Böhmeschen Auslegung von Begriffen wie „fasligkeit“, „Impression“, „Kontraktion“, „Schall“, „Geschmack“ und „Geruch“ ergeben sich neue Lesarten der cherubinischen Sinnsprüche.
Lehel Kálmán Sata Orden de los libros

- 2016