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Henning Schwanke

    Zigeunerislam
    • Zigeunerislam

      Ethnographische Forschung zur Religion auf dem Westbalkan

      Reisende, die sich auf die üblichen Sehenswürdigkeiten in Großstädten konzentrieren, nehmen Zigeuner oft nur als fliegende Händler oder Bettler wahr. Verlasst man jedoch die gängigen Routen und sucht den Kontakt zu Zigeunern in den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens, offenbart sich eine religiöse Identität: Sie identifizieren sich häufig als Muslime. Diese Distanz zur christlich-orthodoxen Mehrheitsgesellschaft wird bereits in den ersten Gesprächen deutlich, da Reisende oft als Christen wahrgenommen werden, basierend auf ihrer Herkunft aus der Europäischen Union und ihrer Hautfarbe. Im Westbalkan bezieht sich der Begriff „Zigeuner“ auf kulturelle Gruppen, die von der Mehrheit so bezeichnet werden. International werden sie als „Roma“ oder spezifischer als „Roma/Aschkali“ und „Ägypter“ bezeichnet, obwohl sie sich selbst oft als „Zigeuner“ identifizieren, um sich von der Mehrheitsgesellschaft abzugrenzen. In Gesprächen legitimieren sie ihr Verhalten, etwa den Besuch von Moscheen, mit ihrem Zigeuner-Dasein. Migranten, die Verwandte im Westbalkan besuchen, leben dort oft ein ausschweifendes Leben, das sie mit ihrer Identität als Zigeuner erklären. Ein Taxifahrer aus dem Zigeunerghetto Topansko Pole in Skopje beschrieb seine missliche Lage mit den Worten: „Alles Zigeuner, alles Zigeuner!“, was die Komplexität ihrer Identität verdeutlicht.

      Zigeunerislam