Renga
Übersetzung als Modus





Übersetzung als Modus
„liedvoll, deutschyzno“ interpretiert Mickiewicz' berühmtes „Litwo! Ojczyno ...“ neu und thematisiert Verlust ohne Nostalgie. Die Sammlung umfasst Gedichte und Collagen, die sich mit Sprache und Metagrammen befassen. Ein zentraler Zyklus beschäftigt sich mit dem polnisch-jüdischen Pilpul und der Frage zu Pontius Pilatus' Handlung.
Der Sprung wird in der Reflexion oft vernachlässigt, spielt jedoch eine zentrale Rolle in der Poesie, wo er Finten und Pointen erzeugt. Dagmara Kraus untersucht in ihren Lektüren die poetischen Sprünge und Sätze verschiedener Autoren des 20. und 21. Jahrhunderts. Sie analysiert Werke von Alejandra Pizarnik, Inge Müller, John Barton Wolgamot und anderen, um die Dynamik und den Einfluss des Sprungs in der modernen Lyrik zu beleuchten. Dabei wird der Sprung als kreatives Element hervorgehoben, das den Vers prägt und die Leser zum Nachdenken anregt.
»Nirgends wirkt Sprachkunst exotischer, zugleich anregender auf mich als im Werk von Miron Białoszewski. Der ausgewiesene Sonderling der polnischen Nachkriegsliteratur und Guru einer ganzen Generation linguistisch orientierter Dichter betritt die schmale Buchstabenbühne gern in Gestalt vielfältiger Verwandlungen. Dabei verwortspielt er nicht selten die eigene namentliche Existenz. Mal stellt er sich als verkappter Märtyrer der Poesie dar, um als monosyllabisches Phantom seiner selbst und bis zur Wortsinnlosigkeit zerkasteiter ›yeń‹ sogleich wieder abzutreten, ein andermal entlarvt er sich – im Rausch adjektivisch besuffixt – als ›Białoszewskiger‹ dem die Kontrolle über sich und schier alle Ähnlichkeit mit ihm selbst zu entgleiten droht. Gleichwohl kommt dem ins Weichseljenseits verzogenen ›Korridorianer‹ (›korytarzowiec‹) niemals die Sprache abhanden, dies umtriebige Wundertier und seherische ›Ausflugswesen‹ (›stworzenie wylotu‹), das er aussendet, die ›schienene Endlosigkeit‹ (›niekończyn szyn‹) von Versen zu erkunden.« So Dagmara Kraus über den polnischen Dichter, den sie ins Deutsche übersetzt und mit dem sie eine sprachübergreifende Zwiesprache pflegen will.
Jetzt haben wir aber genug gewartet … endlich ist es da! Das erste Buch von Dagmara Kraus! Kraus’ Gedichte sind höchst raffinierte, fein austarierte Gebilde. Sie schillern und stieben, oszillieren zwischen Sprechweisen, staffeln und streuen Bedeutung; sie sind existenziell, verspielt, polyglott und voller prosodischem Eigensinn. 'kummerang' hat, was den sprachabenteuerbereiten Lyrikleser begeistert: Anagramme, Listen und Zaubersprüche, eher 'klassische' neben experimentellen, auch visuellen Gedichtformen. Ehrlich, so haben wir das noch nie gelesen. Normal? Heiß.