Nur sechs Wochen genügten den Seelenfängern, um die junge Leipzigerin zu manipulieren. In einfachen, klaren Sätzen schildert sie, wie leicht man in die Fänge dieser Sekte geraten kann. Der Prozess des Aussteigens ist langwierig; sie kämpft mit Orientierungslosigkeit und dem Mut, anderen in die Augen zu schauen. Der Verdacht, von Scientologen verfolgt zu werden, schwindet nur langsam. Ihre aufkommende Wut führt immer wieder zu Ohnmacht. Sie erkennt, dass sie nicht nur Opfer, sondern auch Täter ist und sich schuldig gemacht hat. Trotz des Wissens über Scientology kann sie den Sog nicht leugnen, der wie eine Droge wirkt. Der Satz „Ein Enthetan wird nie wieder auf die Beine kommen“ wirkt wie eine Suggestion. Sie sucht Klarheit über ihre Vergangenheit und fragt sich, was die Auditings in ihr ausgelöst haben. Allmählich wird ihr bewusst, dass diese Sitzungen Verhöre sind, in denen sie ihr Innenleben offenbart. Ihr schützender Einband wird brüchig, und ihre Persönlichkeit wird zerpflückt. Es geht darum, ihre Vergangenheit auszulöschen, um ein „Clear“ zu werden. Zwischen ihr und ihrer Tochter spürt sie eine Kluft; sie ist überfordert und fühlt sich ausgelaugt. Dennoch ist sie froh, wieder etwas zu empfinden.
Elke Nietsche Libros
