Das große Thema der 1913 geborenen und 2012 verstorbenen Irmela von Hoyningen-Huene waren Musik sowie kulturelle und tagespolitische Themen. Sie bemerkte: „Wenn ich Musik höre, sehe ich sie“ und „Was ich höre, sehe oder erlebe, nehme ich in mich auf.“ Mit engmaschigen Farb- und Bleistiftstrichen gestaltete sie Papierflächen im Format von 24 x 16 cm in Farb- und Schwarzweißkontrasten. Die Tochter des berühmten Tübinger Wirbeltierpaläontologen begann 1954 mit ihrer künstlerischen Tätigkeit und zeichnete bis kurz vor ihrem Tod, was zu einem Werk von über 1000 Arbeiten führte, das weit über Tübingen hinaus bekannt wurde. 2000 erhielt sie den „Erich-Heckel-Landespreis“ des Künstlerbundes Baden-Württemberg. Der vorliegende Band dokumentiert erstmals ihr Gesamtwerk. Tilman Osterwold beschreibt, dass in ihren Zeichnungen klangliche Elemente dominieren, die unsere komplexen Wahrnehmungsfelder aktivieren: Hören, Sehen und Spüren als Einheit. Der Betrachter kann diesen Prozess nicht direkt rekonstruieren, sondern findet einen assoziativen Spielraum, um eigene Erfahrungen mit der Ausdrucksweise der Künstlerin zu verbinden. Ihre Zeichnungen eröffnen ein 'spekulatives' Tor, das es ermöglicht, sie als Partitur zu erleben, die sowohl Reminiszenzen an gehörte Musik als auch eine neu erfundene, bildlich 'erklingende' Musik enthält.
Irmela von Hoyningen-Huene Libros
