Die Institution im Roman
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Zur Umwandlung der literarischen Rede im 17. und 18. Jahrhundert
Die Reihe Studien zur deutschen Literatur präsentiert herausragende Untersuchungen zur deutschsprachigen Literatur von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart. Offen besonders auch für komparatistische, kulturwissenschaftliche und wissensgeschichtliche Fragestellungen, bietet sie ein traditionsreiches Forum für innovative literaturwissenschaftliche Forschung. Alle eingesandten Manuskripte werden doppelt begutachtet. Informationen zum Bewerbungsverfahren und zu Druckkostenzuschüssen erhalten Sie beim Verlag. Wenden Sie sich dazu bitte an die zuständige Lektorin Dr. Anja-Simone Michalski (anja-simone.michalski [ at ] degruyter.com).
Zwischen 1660 und 1800 wurde Wahrscheinlichkeit zur Grundlage der mathematischen Spieltheorie und entwickelte sich zum Schlüsselbegriff in der neuartigen Romanliteratur. Die Doppelgesichtigkeit von Wahrscheinlichkeiten und romanesker Unwahrscheinlichkeit durchzieht seither Wissenschaft und Literatur der Moderne. Während das Wahrscheinliche zuvor vom wahren Wissen ausgeschlossen war, änderte sich dies grundlegend: Exaktes Wissen siedelte sich im Wahrscheinlichen an. Jakob Bernoulli stellte in der postum veröffentlichten „Kunst der Vermutung“ die mathematische Theorie als Formalisierung der rhetorischen und dialektischen Auffassungen von Wahrscheinlichkeit vor. Das Bündnis zwischen Sagen, Schreiben und Rechnen blieb bis zu Kant unbestritten. Zwischen 1660 und 1800 gehörten die Wahrscheinlichkeiten der Mathematiker, Poetiker, des modernen Romans und der Statistik einem gemeinsamen Feld an. Diese Verknüpfung bündelt sich in der neuen Disziplin der Ästhetik, wo sinnliches Erscheinen und logische Probabilität zusammenkommen. Die Studie zeigt die Entstehung des Verbundes von Literatur und Wissenschaft sowie die Bruchlinien in ihren Texten. Wahrscheinlichkeit wird als Paradigma der rhetorischen Figuration des Wissens in der Moderne erkennbar. Die Wissenschaftsgeschichte sucht heute ihren Platz in der Kulturgeschichte und strebt danach, Brücken zwischen Natur- und Geisteswissenschaften zu bauen, was neue Formen der Reflexion und Präsen