Das Buch beschäftigt sich mit der virtuellen Erfahrung akustischer und optischer Räume und untersucht, wie diese Erlebnisse realistisch gestaltet werden können. Es analysiert die Technologien und Methoden, die eingesetzt werden, um eine glaubwürdige Wahrnehmung von Raum zu schaffen. Dabei werden sowohl theoretische als auch praktische Aspekte betrachtet, um ein tiefes Verständnis für die Interaktion zwischen Mensch und virtueller Umgebung zu fördern.
Textprobe: Kapitel 3.2.3.2 Verfahren für stereoskopische Filmwiedergabe Um die
separat aufgenommenen und gespeicherten stereoskopischen Teilbilder
wiederzugeben, müssen diese dem jeweils zugehörigen Auge wieder zugeordnet
werden. Das erste aus einem Spiegelsystem bestehende Betrachtungsgerät für
stereoskopische Bilder stellte Sir Charles Wheatstone 1838 der Öffentlichkeit
vor [54, S. 19]. Außer der schon in Abschnitt 3.2.3 erwähnten, aber noch nicht
realisierten Wiedergabe mittels eines Volumendisplays kommen gegenwärtig die
noch mit Einschränkungen behafteten autostereoskopischen Systeme und die
derzeit am weitesten verbreiteten Systeme mit 3D-Brille bzw. 3D-Helm zum
Einsatz, die Im Folgenden vorgestellt werden. Zu den ersten Systemen, die eine
virtuelle Realität erzeugen konnten, gehören Head Mounted Displays (HMD). Bei
diesen helmähnlichen Konstruktionen befinden sich direkt vor den Augen zwei
kleine Displays, die das dem jeweiligen Auge zugeordnete Bild wieder-geben.
Trotz der hohen Immersion durch die visuelle und akustische Abkopplung der
Wahrnehmung des Benutzers von der Außenwelt, kommen derzeit überwiegend höher
auflösende und ermüdungsfreier zu betrachtende Projektionssysteme zum Einsatz
[1, S. 87]. Ein einfaches und wegen der geringen Anforderungen an die Hardware
leicht zu bedienendes System mit 3D-Brille ist das Anaglyphenverfahren. Durch
eine unterschiedliche Einfärbung der beiden stereoskopischen Teilbilder (meist
rot und grün bzw. cyan) wird eine komplementäre Farbtrennung erzeugt. Nach
Überlagerung der beiden Teilbilder kann jedes Auge mit Hilfe von Farbfilter-
Brillen das ihm zugeordnete Teilbild betrachten (Abbildung 51). Nachteile
dieses Verfahrens sind die aufgrund der Entfärbung entstandene eingeschränkte
Farbdarstellung sowie das Auftreten von Geisterbildern durch die nur
unvollständige Bildtrennung. Vorteilhaft hingegen sind die preiswerte und
einfache Technik. Zur Anwendung kommt das Verfahren im Printbereich, bei
Displays und bei Projektionen wie z.B. im Kino [23, S. 500]. Beim
Polarisationsverfahren erfolgt durch die Nutzung der
Polarisationseigenschaften des Lichtes eine effektivere Bildtrennung als beim
Anaglyphenverfahren. Trifft polarisiertes Licht auf einen senkrecht zur
polarisierten Lichtebene stehenden Polarisator, kann das Licht nicht durch
diesen hindurch gelangen. Die Trennung der stereoskopischen Teilbilder wird
mit Hilfe von Polarisationsfolien realisiert. Diese Filter sind als zwei
Gläser in den Brillen um 90° gegeneinander gedreht angeordnet, sodass das
Licht nur jeweils einer Polarisationsrichtung den jeweiligen Filter passieren
kann. Alle anderen Polarisationsrichtungen werden nicht hindurch gelassen.
Damit ist die gleichzeitige Projektion beider senkrecht polarisierter
übereinander liegender Stereo-Teilbilder auf einer Leinwand möglich (Abbildung
52). Um die Polarisationsrichtung bei der Reflexion zu erhalten, kommen teure,
silberbeschichtete Leinwände zum Einsatz. Nachteilig bei dieser so genannten
linearen Polarisation ist die verminderte Trennung der Teilbilder bzw. des
3D-Effektes beim Neigen des Kopfes. Durch den Einsatz von rechts/links-
zirkularer statt linearer Polarisation kann dieser Effekt vermieden werden.
Das Polarisationsverfahren bietet zahlreiche Vorteile. So bleibt die
Farbinformation erhalten und die Brillen sind preiswert und können ohne
Batterie betrieben werden. Ein großer Nachteil ist hingegen ein durch den
Einsatz von Polarisationsfiltern bedingter starker Lichtverlust. Des Weiteren
müssen beim Polarisationsverfahren teure, polarisationserhaltende Leinwände
verwendet werden [23, S. 500-501]. Im Bereich von Displays kommt das
Polarisationsverfahren seit 2011 zum Einsatz. Im Unterschied zur
Projektionsdarstellung können die polarisierten Stereo-Teilbilder jedoch nicht
übereinander sondern nur abwechselnd zeilenweise auf dem Display dargestellt
werden, wodurch sich die Auflösung halbiert. Die ungeraden Zeilen bilden da