Ein Studium der Soziologie oder der Sozialwissenschaften gilt als vielfältig und am Arbeitsmarkt hoch anschlussfähig. Doch was genau ist damit gemeint und welche Kompetenzen verbergen sich hinter dieser Annahme? Kerstin Jürgens zeigt auf, welche Verbindungslinien zwischen akademischer Ausbildung und beruflicher Tätigkeit bestehen, welche speziellen Kenntnisse im Studium erworben werden und worin der am Arbeitsmarkt verwertbare Ertrag hiervon liegt. Damit stärkt sie das professionelle Selbstverständnis von Studierenden und bereitet sie frühzeitig auf einen souveränen Auftritt auf dem Arbeitsmarkt vor.
Die 28,8-Stunden-Woche bei der VW AG gilt als Modell einer solidarischen Lösung einer Beschäftigungskrise in einem industriellen Großbetrieb. Die Arbeitszeitverkürzung eröffnet in den Familien der Beschäftigten die Chance, auch im Privatleben die Arbeit neu zu verteilen, möglicherweise sogar in einem emanzipatorischen Sinn neue Arbeitsteilungsmuster zwischen den Geschlechtern zu erproben. Werden diese Chancen ergriffen, und verändern sich die binnenfamilialen Geschlechterverhältnisse? Diesen Fragen stehen im Mittelpunkt dieser empirischen Studie. Im Ergebnis zeigen sich ganz unterschiedliche Arrangements in den Familien. Bei den traditionellen Lösungen bestehen hierarchische Arbeitsteilungsmuster nach dem „Familienernährer-Hausfrauen-Modell“ fort - teils im Einverständnis der Partner, teils aber auch verbunden mit einer großen Unzufriedenheit. Demgegenüber finden sich auch modernisierte Arrangements, in denen überkommene Rollenleitbilder abgelöst zu werden beginnen. Hier nimmt eine eigenständige Erwerbstätigkeit für die Frauen einen zentralen Stellenwert ein und wird trotz erheblicher Synchronisationsprobleme in einem gemeinsamen Reflexions-, Diskussions- und Aushandlungsprozeß auch realisiert. Daß sich die Männer nicht nur an der Kinderversorgung, sondern an sämtlichen Familienarbeiten beteiligen, ist allerdings auch in den modernisierten Arrangements noch nicht überall selbstverständlich.
Die Arbeitswelt wird sich in den kommenden Jahrzehnten fundamental verändern. Welche Kräfte wirken auf dem Arbeitsmarkt? Mit welchen Veränderungen ist zu rechnen? Und was bedeutet dies für die arbeitsmarktpolitischen Akteure? Dieser Abschlussbericht der Kommission »Arbeit der Zukunft« - mit Mitgliedern aus Wissenschaft und Praxis, Wirtschaft und Gewerkschaften - liefert eine Diagnose der aktuellen Lage und gibt einen Ausblick auf die Zukunft der Arbeit. Vor allem aber liefert die Kommission Denkanstöße dafür, wie die Gesellschaft den rasanten Wandel so meistern kann, dass Arbeit in der digitalen Ökonomie soziale Teilhabe und mehr als die bloße Existenzsicherung garantiert.
Vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungsdynamiken von Erwerbsarbeit rückt seit einiger Zeit der Erhalt von Arbeitskraft ins Zentrum der wissenschaftlichen und medialen Aufmerksamkeit. Welche Anforderungen bringt eine entgrenzte Arbeitswelt für Erwerbstätige mit sich? Wie erhalten Beschäftigte ihre Arbeitsfähigkeit, wenn Konkurrenz- und Leistungsdruck zunehmen? Die Studie resümiert Wechselwirkungen zwischen den Lebensbereichen als Desiderat bisheriger Untersuchungen und plädiert für eine Neuauflage von Reproduktionsforschung: Über die Analyse von Reproduktionshandeln zeigt Kerstin Jürgens, welche Leistungen Menschen erbringen, um nicht nur ihre Arbeitskraft, sondern auch ihre physische und psychische Stabilität sowie ihre soziale Integration aufrechtzuerhalten. Grenzziehungen der Person erweisen sich dabei nicht nur für die Einzelnen selbst, sondern auch für die Gesellschaft als hochgradig funktional.