Eine Rekonstruktion von Kosellecks Œuvre und dessen Verortung im Kontext seiner intellektuellen Nachbarschaften zu Karl Löwith, Hans-Georg Gadamer, Carl Schmitt u. a. »Sprache und Geschichte« ist nicht nur der Titel einer Buchreihe, die Reinhart Koselleck herausgegeben hat, sondern das Leitthema seines wissenschaftlichen Lebenswerkes. Die Frage nach den sprachlichen Bedingungen der Geschichte prägt Kosellecks bahnbrechende Arbeiten zur Begriffsgeschichte ebenso wie seine Studien zur Geschichte der Aufklärung und zur Theorie historischer Erkenntnis. Im Hintergrund steht dabei auch eine lebensgeschichtliche Prägung, die Koselleck 2003 auf die Formel gebracht hat: »Krieg und Russische Gefangenschaft = Erfahrungswissenschaft«. Dauerhaft aktuell bleibt Kosellecks Einsicht in den unhintergehbaren Zusammenhang und die unaufhebbare Asymmetrie von Sprache und Geschichte: »Geschichte ist immer mehr oder aber weniger, als begrifflich über sie gesagt werden kann - so wie Sprache immer mehr oder weniger leistet, als in der wirklichen Geschichte enthalten ist.«
Carsten Dutt Libros






Hermeneutik - Ästhetik - Praktische Philosophie
Hans-Georg Gadamer im Gespräch
Dass der Zusammenbruch des ‚Dritten Reiches‘ einerseits, die Gründung und Konsolidierung der Bundesrepublik andererseits die im deutschen öffentlichen Sprachgebrauch gepflegte Semantik tiefgreifend verändert haben, ist keine kühne Hypothese. Elementare politische, rechtliche, ethische und kulturelle Begriffe unterlagen in der Nachkriegszeit einem Bearbeitungsdruck, der sich nicht schon mit der Vermeidung oder förmlichen Tabuisierung spezifisch nationalsozialistischer Begrifflichkeit aufheben ließ. Für den Bestand belasteter, durch die NS-Periode und ihre Vorgeschichte auf die eine oder andere Weise in Mitleidenschaft gezogener und gleichwohl unverzichtbarer Grundbegriffe wie ‚Volk‘ oder ‚Autorität‘ leuchtet dies sogleich ein. Aber nicht nur an diesem Bestand lässt sich studieren, wer in welchen Sprachhandlungskontexten welche Definitions- und Applikationsstrategien zum Einsatz brachte, um in der Aufbauphase der zweiten deutschen Demokratie orientierungsmächtige Begriffe und Begriffsverbindungen weiterverwendbar zu halten, wiederverwendbar zu machen oder erstmalig durchzusetzen. Der vorliegende Band versammelt Beiträge zu einer kulturbereichsspezifisch differenzierten Vermessung des begriffsgeschichtlichen Schwellenwerts der Nachkriegszeit - ergänzt um Theorieskizzen zum Gegenstand und zur Methode begriffsgeschichtlicher Untersuchungsgänge innerhalb einer kultur- und sozialgeschichtlich aussagefähigen historischen Semantik.
Gadamers philosophische Hermeneutik und die Literaturwissenschaft
Marbacher Kolloquium zum 50. Jahrestag der Publikation von 'Wahrheit und Methode'
- 353 páginas
- 13 horas de lectura
In keiner geisteswissenschaftlichen Disziplin hat Gadamers Hermeneutik tiefere Spuren hinterlassen als in der Literaturwissenschaft. Bezugnahmen auf 'Wahrheit und Methode' bilden längst eine Art 'Koine' der Selbstverständigung des Fachs. Der aus einem Kolloquium im Deutschen Literaturarchiv Marbach hervorgegangene Band bilanziert diesen Bestand: Im ersten Teil diskutieren Jean Grondin, Dieter Teichert, Norbert Groeben, Tilmann Köppe u. a. Gadamers Theorievorschläge und deren Rezeption durch so wirkungsmächtige Literaturwissenschaftler wie Hans-Robert Jauß, E. D. Hirsch und Frank Kermode. Dabei geht es nicht nur um wissenschaftsgeschichtliche Befunde, sondern um eine aktuelle Kritik der Leistungen Gadamers. Im zweiten Teil des Bandes befassen sich David Wellbery, Rüdiger Görner, Sandra Kluwe, Gerhard Buhr u. a. mit Gadamers Interpretationen zu Goethe, Hölderlin, George, Rilke und Paul Celan. Neben vergleichenden Perspektiven, so auf die Interpretationsmanier Heideggers, werden auch hier die Prämissen der Gadamerschen Auslegungspraxis herausgearbeitet und auf ihre hermeneutische Produktivität hin befragt. Eine Podiumsdiskussion, in der Dieter Henrich, Glenn Most, Karlheinz Stierle und Rainer Warning Gadamers interpretationstheoretische Zentralmetapher des Text-Leser-Gesprächs erörtern, rundet den Band ab.
Die Schuldfrage
Untersuchungen zur geistigen Situation in der Nachkriegszeit
- 247 páginas
- 9 horas de lectura
Die Beiträge dieses Bandes konzentrieren sich auf einen vergleichsweise schmalen, aber vielstimmig bewegten Untersuchungszeitraum. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs beteiligten sich Schriftsteller, Journalisten, Philosophen, Wissenschaftler, Künstler, Kirchenvertreter und Politiker an der öffentlichen Diskussion über die Schuld Deutschlands und der Deutschen. Die Stellungnahmen variierten stark in Form und Gehalt, von uneinsichtigen Apologien und aggressiven Entlastungsschriften, die die Verantwortung für die nationalsozialistischen Verbrechen auf eine kleine Gruppe von Tätern abwälzen wollten, bis hin zu differenzierten Voten, die den Kreis der Verantwortlichen realistisch weit fassten. Diese letzteren Stimmen fragten eindringlich nach den Formen von Schuld und Mitschuld sowie nach angemessenen Wegen der Schuldfeststellung, Entschuldigung und Wiedergutmachung. Das Spektrum der relevanten Publikationen umfasst neben expositorischen auch literarische Texte und bildkünstlerische Arbeiten. Vergleichende Untersuchungen und Einzelstudien zu Karl Jaspers, Julius Ebbinghaus, Hannah Arendt, Dolf Sternberger, Ernst Jünger und Elisabeth Langgässer erweitern die Diskussion. Beiträge stammen von Heidrun Kämper, Andreas Rothenhöfer, Martin Tavakolian, Friederike Reents, Dominic Kaegi, Peter König, Reinhard Laube, Jürgen Schröder, Carsten Dutt, Wilhelm Kühlmann, Helmuth Kiesel und Christmut Präger.
Günter Eichs Metamorphosen
- 179 páginas
- 7 horas de lectura
Günter Eich (1907-1972) ist fester Bestandteil des lyrischen Kanons der Nachkriegszeit. Seine melancholischen Naturgedichte wurden von vielen Lesern als angemessene Beschreibung einer modernen Umwelt und als Ausdruck subjektiver Befindlichkeit nach dem Ende weltanschaulicher Gewissheiten gelesen. Seit den neunziger Jahren wird das Werk auch wissenschaftlich wieder intensiver erforscht. Den Ausgangspunkt bildeten Arbeiten zu Eichs Verhalten in der Zeit des 'Dritten Reiches'. Das vorliegende Buch versucht nun wieder den ganzen Eich in den Blick zu nehmen: Es fragt nach Kontinuitäten vom Früh- zum Spätwerk, unternimmt eine Kontextualisierung Eichs in die Situation der frühen Bundesrepublik, fragt nach seinem Geschichtsverständnis, liefert detaillierte Neulektüren wichtiger Texte und zieht Material aus dem Nachlass heran. Dieser liegt im Deutschen Literaturarchiv Marbach, wo 2007 die Tagung stattfand, aus der dieses Buch hervorgegangen ist.
Figurationen der literarischen Moderne
Helmuth Kiesel zum 60. Geburtstag
- 456 páginas
- 16 horas de lectura
Der in Heidelberg lehrende Germanist Helmuth Kiesel hat der literaturwissenschaftlichen Moderneforschung wichtige Impulse gegeben. Kollegen und Schüler nehmen seinen 60. Geburtstag zum Anlaß, ihm die vorliegende Festschrift zu widmen. Direkt oder indirekt knüpfen die versammelten Beiträge an Kiesels Arbeiten an, indem sie „Figurationen der literarischen Moderne“ zum Thema machen. Im Zentrum steht dabei die postavantgardistische Phase der Literatur des 20. Jahrhunderts, die Kiesel als reflektierte Moderne beschrieben hat. Der Band enthält u. a. neue Interpretationen zu Ilse Aichinger, Samuel Beckett, Gottfried Benn, Yves Bonnefoy, Bertolt Brecht, Alfred Döblin und Peter Handke, aber auch gemeinhin vergessene oder zu Unrecht marginalisierte Texte und Motivzusammenhänge erfahren eine Neubewertung. Unter den Beiträgern sind Sabina Becker, Dieter Borchmeyer, Georg und Wolfgang Braungart, Horst-Jürgen Gerigk, Rüdiger Görner, Wilhelm Kühlmann, Dirk von Petersdorff, Jochen Schmidt, Jürgen Schröder und Horst Thomé.