Allein mit der Beobachtungsgabe können wir die soziale Wi- lichkeit nicht wahrnehmen. Wir müssen uns mit Geräten aus- sten, die unsere natürlichen Fähigkeiten verstärken, so wie es für die Beobachtung der Natur längst geschehen ist. Umfragen sind ein solches Hilfsmittel, seit dem Ende des 18. Jahrhunderts mühsam methodisch entwickelt, mit eigen- tigen Verzögerungen, gegen beharrliche Widerstände. »Die empirische Tradition der Erforschung von Meinungen und Einstellungen begann – recht bescheiden – in Deutschland«, schrieb der Pionier der modernen Sozialforschung Paul 1 Lazarsfeld. Aber die Tradition der deutschen Umfragen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts war völlig abgerissen und so gut wie vergessen, als nach 1945 Bevölkerungsumfragen in Deutschland wieder aufkamen. Man hielt sie für eine ameri- nische Erfindung. Das neue Beobachtungsinstrument wurde kaum mit Freude begrüßt, nicht als Fortschritt menschlicher Erkenntnismögli- keiten gepriesen. Es weckte Unbehagen. Man wunderte sich, warum plötzlich überall Umfrageergebnisse erschienen, in Z- tungen und im Rundfunk, in den politischen Reden ebenso wie in den Geschäftspapieren der Firmen. Zeitweise dachte man, es sei eine Mode. Heute sind Umfragen aus dem politischen und dem Wi- schaftsleben und aus vielen anderen Bereichen nicht mehr w- zudenken. Doch das Mißtrauen in der Öffentlichkeit ist gebl- ben.
Elisabeth Noelle Neumann Libros
19 de diciembre de 1916 – 25 de marzo de 2010






Die Erinnerungen
- 319 páginas
- 12 horas de lectura
Die Grande Dame der Meinungsforschung und Gründerin des Instituts für Demoskopie Allensbach prägte als „Pythia vom Bodensee“ das politische und wissenschaftliche Leben in Deutschland mit. 1947 gründete sie mit ihrem Mann Erich Peter Neumann das Institut, das sich der Erforschung der öffentlichen Meinung und ihrer Wirkung auf Politik und Gesellschaft widmet. Sie beriet die Bundeskanzler Konrad Adenauer, Ludwig Erhard und Helmut Kohl. Ihr Leben ist ein Spiegel der deutschen Zeitgeschichte. In ihren brillant geschriebenen Erinnerungen lässt Elisabeth Noelle-Neumann nun die großen Momente ihres ereignisreichen Lebens Revue passieren.
Allensbacher Jahrbuch der Demoskople 1984-1992
- 1264 páginas
- 45 horas de lectura
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